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<L. Abel in Berlin.
bedeutet „von etwas weg". Die Präposition obolülmn zusammengesetzt aus obol „von etwas weg" und ülion „in etwas drin" besagt „von etwas weg", sbolnts, componirt aus sbol „von etwas weg" und nto, sowohl „von etwas weg" als „in etwas drin", heißt „von etwas weg" „vor etwas", ollraibm, gebildet aus olirai „in, zu etwas hin" und tun „in etwas" wird zu „in' und „von etwas weg". Diese beredten, die Frage lösenden Beispiele ließen sich leicht vermehren.
Es fehlt nicht an Spuren ähnlicher Vorgänge in anderen Sprachen. Das Arabische hatpolarischen Bedeutungswechsel in großer Fülle; im Chinesischen wird die durch den Mn In markirte Literaturperiode (2000 vor Christus), geradezu durch dasselbe Phänomen charakterisirt; und was ist es anders, als ein auf vergleichende Zusammenstellung geballtes Urtheil, wenn der Engländer noch heut -Million! ich d. h. mitohne sagt, um ohne auszudrücken? Und hat nicht >vitlr selbst ursprünglich sowohl „mit" als „ohne" geheißen, wie noch, aus -Mitbäruv?- „sortgehen", vitbgo „gesondert, zuwider, gehen", ^vitbbolck „entziehen" u. a. zu ersehen ist?
Mit geringerer Zuversicht läßt sich über Lautumdrehung reden. Denn wir können uns eher in die Psyche, als in das Sensorium des Alterthums zurückversetzen. Es kann einerseits ein, durch den ursprünglichen Ueber- reichthum an Wurzeln verursachtes Spiel des Zufalls sein, daß lautliche Metathesen sich in der Bedeutung entsprechen, oder widersprechen; um so mehr, als sie häufig keines voll beiden thun. Da es ein um giebt, das „Sehen" bedeutet, welches mit einen: anderen mu „Kommen" nicht verwandt sein kann, warum soll mu „Kommeil" nicht ebenso selbständig entstanden sein können, wie ma. Sehen, ohne von am. „Kommen" durch Metathese abgeleitet zu sein? Anderseits ist begriffliches Entsprechen selbst bei seltneren, metathesirten Lautcomplexen eine so gewöhnliche Erscheinung, daß es schwer fällt, der Annahme begrifflichen Zusammenhangs zu entsagen; ja daß die Wahrscheinlichkeit in's Auge gefaßt werden muß, der sprach- geschichtliche Beweis für den begrifflichen Zusammenhang lautverkehrter Worte werde sich dadurch führen lassen, daß die große Mehrheit solcher phonetischen Metathesen als sinnverwandt nachgewiescn wird. Die Erklärung begrifflichen Zusammenhangs bietet sich in der Weiterentwicklung einer Wurzelbildungs- methode, deren erste Schritte zu Tage liegen. Aegyptische Wurzeln sind fast ausnahmslos der Weiterbildung fähig durch Anlautwiederholung im Anlaut oder Auslaut, oder Auslautwiederholung im Auslaut. Das heißt, aus einem ts kann in regelmäßiger und ungemein häufiger Wandlung ein ktch Ist) und Iss werden; aus einen: ml ein mmt, mtnp mtt rc. Bedeutuugsänderung ist dabei keineswegs stets erkennbar — es handelt sich sichtlich darum, der Lust an der Erfindung immer neuer Worte, der Freiheit in der Hervor- briugung immer neuer Bildungen die Zügel schießen zu lassen. Die Periode,
i) Aehnlich das verwandte deutsche „wider", „wieder".