Issue 
(1879) 27
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Sprache und Aegyptische Sprache.

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in der, innerhalb gewisser nationaler Grenzen, Jeder jeden Laut sür jedes Ding ausstoßen durste, ist auf dieser Stufe bereits vorüber; die Entscheidung sür bestimmte Laute sür bestimmte Dinge getroffen; aber die Möglichkeit ist gelassen, die so gewählten Laute, die Wurzeln, durch Wandel und Wieder­holung ihrer einzelnen Bestandtheile weiter zu gestalten. Darf man es dieser Licenz, welche das noch flüssige Material der Sprache in wechselnde Formen gießt, darf man es diesem Ohr, welches fein genug war, den Anlaut im Auslaut noch einmal hören, und damit den musikalischen Effect des Wortes harmonisch abrunden zu wollen, gemäß halten, daß der Gedanke des Ganzen auch in der zweiten, lautlich correspondirenden Sylbe des somit aus dem einsylbigen geschaffenen zweisylbiaen Lautcomplexes allein gefühlt werden konnte, so hätten wir die Umkehrung nicht als Umkehrung, sondern als Doppelung erklärt. Wir hätten die Reihe los, kosk, kos-sok, sok auszustellen, deren zwei Anfangsglieder und Endglied erhalten sind, während das dritte Glied kos-sok aus kost' zu ergänzen wäre, und allerdings mit Leichtigkeit ergänzt werden könnte. Haben wir aber einmal kos-sok, so steht dem Schluß, von dieser bereits vollzogenen Metathese habe jedes Glied allein genügt, um deu Sinn der ursprünglichen, so wie der zweitheilig-verkehrten Wurzel zu verkörpern, keine sichtliche phonetische oder logische Schwierigkeit entgegen. Der wie ein Reim zusammenstimmende, wie Voraussetzung und Schluß sich ergänzende Klang beider Glieder des Gesammtwortes kossok konnte jedem von ihnen leicht den Werth und die Bedeutung des Ganzen verleihen. Die ersten beiden Stadien dieses Vorgangs, kos, kosk sind auch in den indo­germanischen Sprachen unter dem Namen der gebrochenen Reduplication bekannt. Wir enthalten uns der Erörterung, warum diese Erklärung der Metathese der dreiconsonantigen nur scheinbar widerspricht.

Dem Geschlecht, das die Mühsal seiner ersten Anfänge vergessen, einen geschichtlichen Einblick in die allmäliche Erarbeitung von bestimmtem Laut und Begriff zu gewähren, ist das Verdienst der ägyptischen Grammatik.