Issue 
(1879) 27
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370
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Johannes Huber.

von

M. Karriere.

München.

Blit Beiträgen von Friedrich unö A. Bckeßnrer.

s gibt Gelehrte, denen Bücher die Aufgaben ihres Forschens und Denkens bieten; die dort überlieferten Thatsachen wollen sie sichten und darstellen, die dort ausgesprochenen Gedanken prüfen und fortspinnen; man Pflegt sie wol als die eigentlich und rein wissenschaftlichen anzusehen, weil sie in und für Bibliotheken arbeiten. Andern stellt das Leben die Probleme und wenn sie sich auch darnach umthun, wie frühere Geister mit denselben gerungen, das eigne Herz drängt sie nach einem lösenden Wort, und treibt sie mit reformatorischem Eifer das zu verkündigen, erleuchtend, führend in das Leben einzugreifen. Zu diesen gehörte Johannes Huber. Sein Ziel war die Versöhnung von Glauben und Wissen in einer neuen freiern Fassung der christlich-religiösen Wahrheit, der ethischen Idee im Zusammenhänge mit der Natur- und Geschichtsforschung unsrer Zeit; sie sollte aus dem Streit der Gegensätze, die sich zum geistmörderischeu Ultramoutanismus und geistleugnenden Materialismus zuspitzten, zu einer Verstand und Gemüth befriedigenden Weltanschauung führen, und von ihr aus sollte in einem von Liebe beseelten Organismus der Gesellschaft durch werkthätige Hilfe von außen, wie durch Befreiung und Bildung von innen, das Elend des Daseins, die Noth der Armen und Bedrückten erleichtert und überwunden werden. Huber ist gestorben als er sich anschickte, das zusammenfassende philosophische Werk zur Darstellung dieser Ideen zu schreiben; er ist gestorben nachdem er sich überzeugt, daß er einmal vergebens mit hoffendem Frohmuth sich als einen der ruhmgekrönten Leiter einer von Rom gelösten, freien, deutschen Kirche gefühlt. Wir werden darum dem redlichen, rastlosen Kämpfer unsre Theilnahme nicht versagen, dem talentvollen, selbstgemachten Manne unsre Achtung zollen.