M. Larriere in München.
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sophie. Er wies nach, daß die Idee des Guten allerdings das Wesen Gottes ausmache, daß aber Platon das Gute und das Vernünftige identificire, die Vernunft ohne Seele nicht denkbar finde, und darum nicht blos in mythischer, sondern auch in dialektischer Fassung das Göttliche als weltbildende Subjektivität anschaue. Und wenn auch Huber noch nach einigen Jahren in einer Abhandlung über die Willensfreiheit das Theologische allzusehr vor dem Naturwissenschaftlichen zum Ausgangspunkte nahm, er überreichte sie mir mit den: Spruch: „Denken ist Befreien."
Zu dieser Befreiung wirkte die frische Luft mit, die in München wehte, als nach der Berufung von Liebig und Geibel König Max sich mit ihnen persönlich befreundete, als auch Pfeufer, Jolly, Bischofs, Sybel, Riehl und ich an der Universität lehrten und die bereits vorhandenen, liberalen Kräfte damit Stärkung und Ermuthigung fanden, während noch kurz vorher die kirchliche und politische Reaction einige Professoren genöthigt hatte, ihre Vorlesungen einzustellen. Keiner der Neuberusenen war von der ultramontanen Partei mit mehr Erbitterung empfangen worden als ich; 1853. Die Blätter sprachen von Protesten der Bischöfe, ja des akademischen Senats gegen mein Auftreten, und überhäuften den Demagogen, den Atheisten mit einer Fluth von Schmähungen, um die Studenten von mir abzuschrecken. Huber ging „trotzigen Muthes in die Löwenhöhle", wie er selbst äußerte und war am Ende des Jahres mein Freund geworden. Trat doch auch in Dollinger nun von Tag zu Tag der unbefangene Historiker vor dem Dogmatiker, der wahrheitseifrige Gelehrte vor dem Gegner des Protestantenthums hervor, und ging Stadlbaur nicht mit der ultramontanen Partei. Von diesem, von Thiersch und dem Orientalisten M. I. Müller wurden die hervorragendsten der jungen Theologen, Huber und Meßmer, ermuthigt, sich an der Universität zu habilitiren. Meßmer that es als Theologe für christliche Archäologie und Kunst; später kau: er als Professor an die philosophische Facultät, welcher sich Huber von Anfang an zuwandte. Ich besprach mit ihm die Sache; er solle die theologischen Examina machen, aber keine Weihen nehmen; die würden ihn als philosophischen Docenten in Conflict bringen; sollte er als solcher nicht den erwarteten Erfolg haben, dann könne er immer noch Dogmatiker werden. Jndeß sein Erfolg als Käthederredner und seine schriftstellerischen Leistungen waren so bedeutend, daß er bald zum außerordentlichen und ordentlichen Professor ernannt wurde (1859 und 1864).
Nahmen ihn zunächst auch seine Vorlesungen über Logik und Psychologie, Rechts- und Religionsphilosophie, Geschichte der Philosophie in Anspruch, so hatte er doch ein wissenschaftliches Werk im Auge, das ihm zugleich den Ruf des Gelehrten sichern sollte und er wählte daher gern jenen Denker, der zur Karolingerzeit wie Karl der Große im Reich des Geistes dasteht, noch freier wie die mittelalterlichen Scholastiker, über ihre Gegensätze erhaben und zugleich der Vorläufer der mystischen Richtung, Scotus Erigena. Wie die Wahrheit des Pantheismus die Einheit alles Lebens, das der Welt