Issue 
(1879) 27
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M. Larriere in München.

worden, wir hätten nicht die großen Errungenschaften zu bewundern, welche die Ehre und der Reichthum der Menschen sind. Nun aber stellt sie, statt eines Stilllebens ohne Ernst und Tiefe, in allen ihren Wandlungen und Conflicten doch nur einen Triumphzug des Geistes dar. Statt des Idylls eine gewaltige Tragödie, in welcher jener im Kampf mit dem Schicksal nur sein eigenes ideales Selbst weckt und erobert. Für diese ethische Ansicht der Dinge gibt es kein Verhüngniß und keinen blinden Zufall mehr, denn alles dieses gestaltet der Geist zu einem sinnvollen Moment in feiner Entwicklung. Und nirgends mehr scheint es ihm in der Ordnung der Welt auf seinen Tod und Untergang, im Gegentheil auf sein inneres, höheres Leben und Wachsthum angelegt. Wenn ihm irgend etwas Frieden und Freiheit zu ver­leihen im Stande ist, so ist es diese Betrachtung, welche zugleich von der ästhetischen Auffassung des Lebens gefordert wird; denn es ist ein Gesetz der Tragödie, daß in ihr der Geist über dem Untergange seines äußeren Daseins, zur vollen Behauptung und Erhöhung seines innern eigensten Wesens gelange."

Die nächste Schrift Huber's heißt: Der Proletarier. Drei Vorlesungen zur Orientirung in der socialen Frage 1865. Diese hat ihn seitdem stets beschäftigt; in feinen kleinen Schriften vom Jahre 1871 sind die Abhandlungen über Communismus und über die Nachtseiten von London wieder abgedruckt; ein halbes Jahr vor seinem Tode begann er in derAllgemeinen Zeitung" eine Reihe von Artikeln über die Nothstände der Menschheit in alter und neuer Zeit und über die Theorien und Versuche zur Heilung derselben; es kamen die Attentate und das Socialistengesetz, und hier und da erschrak man über die Schürft und Kühnheit der Darstellung, sodaß dieselbe leider vertagt wurde. Professor Friedrich sagte in der Grabrede:Huber's Abstammung und sein Ringen um eine Existenz, das in der That ein harter Kampf ums Dasein war, ließen es nicht zu, daß die Bücher seine Welt wurden. Er schämte sich auch seiner Jugendzeit nicht, sondern war stolz, ein Sohn aus dem Volke zu sein, wie er sich gern nannte, ja er rechnete sich als Arbeiter zum Arbeiter­stande. Daher entsprang wohl auch sein außerordentliches Mitgefühl für die Nothleidenden und Armen, und wurde er ein bitterer Tadler jener Reichen, welche ihren Reichthum nur zu verprassen oder zur Ausbeutung der Schwachen zu mißbrauchen wissen, oder denen Hochmuth nur Verachtung der Minderbegüterten einflößt. Unauslöschlich standeu die Eindrücke in seiner Seele, welche er auf seinen Reisen in Frankreich und Italien, vornehmlich auf der nach England, zu London in den Hütten der Armuth und des Elendes empfangen, durch die er sich von einigen Polizeibeamten geleiten ließ. Ich weiß, wie man ihn damals wegen seiner Vorträge über die sociale Frage als Schwarzseher verlachte; aber er hat das Verdienst, wenn auch als Rufer in der Wüste, schon zu einer Zeit auf die der Gesellschaft drohende Gefahr hin­gewiesen zu haben, als noch die meisten ahnungslos sich in vollster Sicherheit wiegten."