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N. Larriere in München.
keit. Er antwortete weiter damit, daß auf seinen Betrieb der Altkatholikeu- congreß in München zusammentrat. Und er besuchte nicht blos als stets gefeierter Redner die folgenden Congresfe, er hielt auch regelmäßige Monats- Versammlungen der Altkatholiken in München, in denen er die socialen, politischen und religiösen Fragen der Zeit besprach und mit seinen Freunden zur Erörterung brachte. Wohl sah er mit Schmerz, wie alle Begabung und aller Eifer des Einzelnen von der Strömung des öffentlichen Geistes getragen sein müsse, wenn sie Erfolg haben solle; — der Stein im Sumpf macht keine Ringe, hat einmal Goethe bitter gesagt; wohl fühlte er das Halbe, das darin lag, nur gegeu ein neues Dogma zu protestiren und so vieles unglaublich gewordene Andere bestehen zu lassen; er hatte von Anfang an den Fortschritt der Bewegung geglaubt, die zu einer zweiten, der Bildung der Gegenwart entsprechenden und sie mit dem Christenthum versöhnenden Reformation in Deutschland geführt werden sollte; aber wie gering auch der äußere Erfolg war, er hielt treulich aus bei der einmal erhobenen Fahne, und hat sie unversehrt bewahrt, bis sie aus der Hand des Sterbenden sank. Als Mann
der Wissenschaft schrieb er das Buch: Der Jesuitenorden nach Verfassung, Doctrin, Wissenschaft und Geschichte, — das Beste was wir über diesen Gegenstand haben. Es beruht auf gründlichen Quellenstudien, hebt neben dem dunklen Schatten auch die Lichtseiten des Ordens hervor, und würdigt ihn im historischen Zusammenhang unbefangenen Muthes. Eine französische Uebersetzung hat rasch vier Auslagen erlebt. Bismarck dankte dem Verfasser für seine verdienstvolle Förderung der guten Sache, und nannte die deutsche Wissenschaft die mächtige Bundesgenossin der Reichsregierung im Kampf für Frieden und Glaubensfreiheit gegen hierarchische Anmaßung. Huber's altkatholische Genossen wünschten 1875 seine Wahl in die bayrische Kammer, aber am Tage der Entscheidung wollte er sich der Parteischablone nicht fügen, zum voraus sich an Clubbeschlüffe nicht binden, und darum blieb er in der Minderheit. So war der philosophische Katheder der Universität und Militairakademie auch fernerhin seine Tribüne, und den Drang nach größerer Oeffentlichkeit mußte die Presse befriedigen; so schmerzlich es ihm anfangs fiel, es war besser so; in einer Kammer wie die gegenwärtige würde er wenig erreicht haben, nicht einmal Befriedigung des Ehrgeizes.
Neben der Thätigkeit im Gebiete des Altkatholicismus, die dem Kampf gegen die Hierarchie und der Vertheidigung der Geistesfreiheit gewidmet war, richtet sich die schriftstellerische Wirksamkeit Huber's gerade wie zur Ergänzung vornehmlich gegen den theoretischen und praktischen Materialismus, gegen die Dogmatik des Unglaubens und die Leugnung der sittlichen Welt, wie solche in unseren Tagen aus dem Salon in die Kneipe hinabgestiegen ist, bei der Halbbildung seelenverwüstend wirkt und bereits zu frevelhaften Unternehmungen ausgeschlagen ist, die das Publikum, das über Schwarzseherei die Achseln zuckte, denn doch aus seiner Gleichgiltigkeit aufschreckten und nachdenklich machten. In der Regel waren es größere Aufsätze in der Beilage der „Allgemeinen