Johannes Zuber.
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Zeitung", die dann Huber zu Flugschriften erweiterte. So 1871 über die Lehre Darwins, wo er die Idee der aufsteigenden Lebensentwicklung freudig annahm, aber auch nachwies, wie der Uebergang aus einer Thierart in die andere keine beobachtete Thatsache fei und nicht durch die natürliche Zuchtwahl und den Kampf unüs Dafein allein erklärt werden könne, sondern innere Anlagen und Bildungsgesetze verlange, die wiederum über den Stoff und die blindwirkenden Kräfte hinaus auf eine wektdurchwaltende Vernunft und auf Ideen Hinweisen. Das Jahr 1875 brachte eine Beleuchtung von Häckels natürlicher Schöpfungsgeschichte, besonders um den Unterschied von Thier und Mensch nicht verwischen zu lassen. Der alte und der neue Glaube von Strauß und E. v. Hartmann's Selbstzersetzung des Christenthums führten 1873 und 1875 zu Erörterungen über die Religion mit den „Gebildeten unter ihren Verächtern", wie wir in der Erinnerung an Schleiermacher sagen können. Gerade weil Huber die großen Verdienste von Strauß als theologischem Kritiker wie als Biograph von Hutten anerkannte und dessen Darstellungsweise bewunderte, that es ihm weh, daß derselbe in seinem letzten Buch von der philosophisch so viel höheren und tieferen Auffassung der Dinge zu Flach- und Plattheiten auf dem Gebiete der Natur und Geschichte herabgesunken war, die bei dem wohlverdienten Ansehen des Verfassers nun von den seichtesten Köpfen als moderne Weisheit weitergetragen wurden. Schon in seinen „Studien" hatte Huber dargethan, wie in Christus das Idealbild des Menschen in seinem Verhältniß zu Gott realisirt sei, wie er als sittlicher und religiöser Genius die Einigung des menschlichen Wesens mit dem göttlichen lebendig darstelle.
Wieder auf Seite der Naturwissenschaft standen zwei Schriften: Die Forschung nach der Materie (1877) und die Philosophie der Astronomie (1875); diese ein Blick auf das Weltganze und seine Entwicklung im Anschluß an die neueren Entdeckungen und Theorien, jene ein Blick in das Innere, die Atome, die als wirkende Kräfte die Materien Hervorbringen, und von Huber mit Zöllner und Häckel als strebend und empfindend angenommen werden. Das Objective, das Handgreifliche, Stoffliche, Massige ergibt sich als das Phänomen der Bewegnung und Wechselwirkung von aufeinander- bezogenen Kräften: „indem Hülle um Hülle vor dem innersten Kern des Universums sinkt, erweist sich der Schein der Materie nur als der Schleier der Isis, hinter welchem der absolute Geist als der alles Bedingende und Allgegenwärtige offenbar wird."
Die Art und Weise wie in einigen neueren Schriften den sittlichen Ideen Hohn gesprochen, der Unterschied von Gut und Böse, die Freiheit verleugnet und die Selbst- und Genußsucht gepredigt ward, veranlaßte Huber zu einer Darstellung der sittlichen Welt mit Bezug auf die größten Dichter und Denker des Alterthums wie der christlichen Zeit in einer Erörterung der ethischen Frage (1875). 1876 wog er Recht und Unrecht des Pessimismus gegeneinander ab, und zeigte, wie gerade die Noth und der Schmerz des