M. Larriere in München.
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natürlichen, sinnlichen Lebens uns zur Erhebung in das geistige, sittliche, in die Freiheit und den Frieden des Ideenreichs leiten.
Die Schrift über das Gedächtniß (1878) sollte mit einer andern über den Traum und mit der in diesen Blättern veröffentlichten Abhandlung über die Erscheinungen und Theorien des Spiritualismus einen Band psychologischer Betrachtungen bilden, dann wollte Huber daran gehen, die Grundzüge eines Systems der Philosophie zu entwerfen, für das all diese Einzeluntersuchungen wieder Bausteine geliefert hätten. Für das Gedächtniß reichen, wie er dar- thut, die Spuren und Residuen früherer Wahrnehmungen im Gehirn nicht aus; denn wenn Eindrücke wiederkehren, wenn wir uns an Vorstellungen erinnern, so muß die Subjectivität im Act des Wiedererkennens aus sich das Wissen erzeugen, daß diese Vorstellung ihr schon einmal gegeben war. „Nicht eine objective Gehirnspur kann wissen und urtheilen; das kann nur die Subjectivität, darum ist die Erinnerung ihre That." Aus dem Aufsatz über moderne Magie werden die Leser ersehen, wie vorurteilsfrei und unbefangen Huber den Dingen nicht aus dem Wege, sondern entgegen ging, fern von Köhlerglauben und Köhlerunglauben, stets um Erkenntniß der Wahrheit bemüht.
Er klagte mir, daß ihm dieser Aufsatz, den er im Lause des Winters schrieb, ungewöhnlich schwer falle. Sein Arzt mahnte zur Ruhe; er sollte die Vorlesungen einstellen; er unterbrach sie kurze Zeit, um sie dann mit dem Aufgebot der letzten Kraft zu Ende zu führen. Nun verließ er einige Tage lang sein Zimmer nicht mehr, und wie er am Abend des 19. März sanft entschlummert war, stand das Herz still; es war übergroß geworden, die Klappen schlossen nicht mehr. „Wie wenn er eben glücklich am Schlüsse eines Gedankenganges angekommen wäre, so ruhig vor sich hinblickend lag er da," als die Seinen, die Freunde nach Tagesanbruch an sein Bett traten. Er hat einen guten Kampf gekämpft, ein Mann mehr des Lebens als der Schule, der sich von der äußeren Autorität befreite und der inneren Autorität des sittlichen Selbstbewußtseins, der Vernunft und des Gewissens unverbrüchliche Treue hielt.