Der dreißigjährige Krieg und die deutsche Literatur.
von
Ludwig Geigec.
— Berlin. —
ns einer der letzten Berliner Kunstausstellungen wurde meine Aufmerksamkeit durch ein Bild erregt, das Gustav Adolfs Landung an der pommerschen Küste darstellte. Denn was die Kritik auch sagen mag, um der That des schwedischen Heldenkönigs ihren idealen Schimmer zu nehmen, und seinen Zug nach Deutschland als einen Act politischer Berechnung zu erklären, man wird nicht aushören, in ihm den Märtyrer zu sehen, wird sich ihn gern vorstellen als einen frommen Helden, der beim Betreten des Landes, das ihm ein heiliges dünkt, das Kniee beugt und das Haupt entblößt, in dem Gedanken, ein Gott wohlgefälliges Werk zu thun. So zeigt sich ein freundlicher Strahl ans dem Dunkel jener dreißigjährigen Leidenszeit; bietet die ganze Epoche ein gleich erfreuliches Bild?
Ter dreißigjährige Krieg bringt eine Periode zum Schluß und beginnt eine andere. Noch einmal ringen in fürchterlichem Kampfe zwei Paare gewaltiger Gegner mit einander: Protestantismus und Katholicismus heißt
das eine, Fürsten- und Kaisermacht das andere, jenes, das schon manchmal ans Tod und Leben gestritten, vereinigt sich dahin, von nun an äußerlich verträglich nebeneinander zu leben, dieses, das bisher dem Kaiser die Gewalt überlassen, entschließt sich, die Fürsten als fast ebenbürtig anzuerkennen. Bis es zu diesem Resultate gelangt, gleicht Deutschland dreißig Jahre lang einein wilderregten Meere, das unter seinen hochgethürmten Wogen Leichenhaufen begräbt und die stolzesten Schisse in erbärmliche Trümmer verwandelt.
Kann ein Krieg, der solche Wirkungen hervorruft, eine Literatur erzeugen, kann er die Fortexistenz einer bestehenden gestatten? Man sollte meinen, daß das alte Wort: Iirtsr arma silsnt wmsae, wenn es überhaupt richtig