Oie staatliche und sociale Entwickelung Japans. ^0H>
ihre bisherige Geschichte nur in dunklen, unbestimmten Umrissen bekannt ist. Zwar sind seit dem Jahre 1870 wiederholt ofsicielle Mittheilnngen über den Stand der Finanzen in die Oeffentlichkeit gelangt, und seit 1875 werden gesetzmäßig alljährlich die Etats für das kommende Jahr mit einer Uebersicht der wirklichen Einnahmen und Ausgaben für das vergangene vom Finanzminister bekannt gemacht; allein diese Aufstellungen sind so verworren und voll von Fehlern und Ungenauigkeiten, daß sie eine sichere Basis für die Untersuchung nicht bieten.
Das Budget dieses Jahres veranschlagt die Einnahmen und Ausgaben ans 53 Millionen Jens. Die Gesammtsumme der öffentlichen Schuld betrügt 375 Millionen, wovon 12^2 Millionen für fremde Anleihen. 255 Millionen sind durchschnittlich mit 60/g verzinst, während 120 Millionen zinsloses Papiergeld darstellen. Diese Schulden hofft der Finanzminister in 28 Jahren zü tilgen, indem er dazu von den jährlichen Einnahmen mindestens ca. 22 Millionen bestimmt. Diese Tilgung ist an und für sich nicht unmöglich, nur dürfen keine Bürgerkriege dazwischen kommen, die die Oekonomien der vergangenen Jahre wieder verschlingen würden. Daß die Einnahmen in den nächsten Jahren vergrößert werden können, ist unter den obwaltenden unbefriedigenden volkswirthschaftlichen Verhältnissen nicht zu erwarten; der Grundbesitz, welcher drei Viertel sämmtlicher Steuern aufbringt, bedarf im Gegentheil der Entlastung.
Als die Regierung die Erbschaft der Taiknne übernahm, bestand eine consolidirte öffentliche Schuld nicht; ich habe aber früher bereits auseinander gesetzt, daß die Fürsten in Folge des Restaurationskrieges durchaus verschuldet nud alles Baargeld aus ihren Territorien verschwunden war. Die Regierung übernahm die Verpflichtungen derselben, die sich auf circa 50 Millionen beliefen. Rechnet man 190 Millionen hinzu, welche zur Ablösung der Jahr- gchälter der Fürsten und Samurais verwendet wurden, so ergiebt sich, daß die Liquidation des Fendalwesens 240 Millionen gekostet hat. Es bleiben somit nach Abzug dieser Summe von der Gesammtschuld 135 Millionen, welche der zehnjährigen Verwaltung der kaiserlichen Regierung zur Last fallen. Vieles allerdings ist hiervon für die vorher geschilderten volkswirthschaftlichen Experimente nutzlos ausgegeben worden, im Allgemeinen aber kann die Höhe dieser Schuld nicht auffalleu, wenn man bedenkt, daß die Regierung mehrere Rebellionen niederzuwcrsen hatte, wovon die der Satzumaner, allerdings die bedeutendste von allen, allein 42 Millionen kostete, daß sie neben all' den volkswirlh- schaftlichen Einrichtungen, wovon die vorzüglicheren an betreffender Stelle aufgezählt wurden, eine ganz nach europäischem Muster organisirte Armee von circa 30,000 Mann mit Arsenalen und Magazinen und eine kleine aber treffliche Flotte mit Docks und Wersten schuf; daß sie eine große Steuerreform durchführte, die in den ersten Jahren mit großen Ausfällen in den Einnahmen verbunden war.
Bedenklich im höchsten Grade ist die Thatsache, daß in Folge des fahre-