Heft 
(1879) 27
Seite
412
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Asiaticus.

Zahl zwei Millionen betragen haben soll, mußten ihren Glauben abschwören; die fremden Priester wurden ausgetrieben, wiederholte Versuche derselben, wieder einzudringen, mit dem Tode bestraft. Hundert fünfzig Jahre hindurch schien jede Spur des Christenthums erloschen, bis plötzlich 1867 die Kunde in die Oesfentlichkeit drang, daß die Negierung in den südlichen Theilen des Landes eine Anzahl Leute habe verhaften lassen, weil sie dem christlichen Glauben anhingen. In der That stellte sich in der Folge heraus, daß in jenen Theilen des Landes mehrere Gemeinden den christlichen Glauben, wenn auch in entarteter Form, ans jener Zeit bewahrt hatten; und es scheint, daß die französischen Missionare zu Nagasaki von ihrer Existenz Kenntnis; erlangt und Beziehungen mit ihnen angeknüpft hatten. Die Verfolgung dieser Leute war das Werk der Hofadligen, die, wie ich bei der Schilderung der Vorgänge der Restauration ansührte, gerade um jene Zeit beim Taiküm großen Einfluß erlangt hatten. Gleich nach des Letzteren Sturz wurden im Juni 1868 auf Betreiben eben dieser durch Fremdenhaß und Fanatismus geleiteten Partei viertausend Christen zur Deportation auf wüste Inseln ver­urteilt; es gelang aber den Vorstellungen der fremden Mächte, die Aus­führung dieser Maßregel längere Zeit aufzuhalten, bis auf einmal im Januar 1870, als es schon schien, daß die Regierung die Sache ans sich beruhen lassen wolle, über drei Tausend Christen aus ihren Dörfern in der Nähe von Nagasaki weggeführt und in verschiedene fürstliche Territorien zur Straf­arbeit vertheilt wurden. Alle Anstrengungen der fremden Vertreter halsen nichts, die Negierung nahm ihre Anordnungen nicht zurück. Aber nach und nach wurden die culturfeindlichen Elemente aus der Regierung verdrängt, und als seit 1871 der Sieg der jungjapanischen Partei entschieden war, da kamen auch in Betreff der Christensrage humanere Anschauungen zur Geltung. Ohne daß von irgend einer Seite ein Druck wäre ausgeübt worden, nahm die Regierung im Sommer 1872 jenen Verbannungsbefehl zurück und gestattete den Christen die Rückkehr in die Heimath. Seitdem legt die Regierung, obschon das Verbot des Jyegassu formell nicht zurückgenommen ist, der Aus­breitung des Christenthums thatsächlich keine Hindernisse mehr in den Weg. Viele Lehrerstellen in ihren Schulen zu Aedo, Osaka und Kiyoto sowie im Innern waren bisher von protestantischen Missionaren besetzt; die katholischen, protestantischen und russisch-griechischen Geistlichen haben in Aedo und Osaka außerhalb der Grenzen, innerhalb welcher die Fremden wohnen müssen, Kirchen und Bethäuser errichten dürfen; in ihren Schulen und Pensionaten werden viele Hunderte von japanischen Kindern unterrichtet; viele Japaner sind bekehrt oder wohnen ihren Andachtsübnngen bei. Die Protestanten zählen etwa 1500 Anhänger in 15 Gemeinden; die russisch-griechische Kirche soll in Hakodate, in den nördlichen Provinzen und in Aedo 5000 Mitglieder haben, und die französischen Missionare geben die Zahl der Anhänger ihres Bekenntnisses ans 12000 an.

Unter dem Volke besteht keinerlei religiöser Fanatismus, nur die An-