Bibliographie.
Karl Hirsche, das projectirte Lessing- Denknral auf dem Hamburger Gänse- markt — soll es ein genrehaftes Sitzbild des Hamburger Dramaturgen oder ein monumentales Standbild des deutschen Geistcshelden sein? Eine tunstkritische Zeitstudie über Professor Schaper's Denkmals-Entwurf. 8.123 S. Hamburg, 1879, Hosfmann und Campe ^.2.— Der nicht sehr geschmackvolle Titel der vorliegenden Schrift kennzeichnet zur Genüge ihre Tendenz: sie richtet sich gegen die beabsichtigte Ausführung von Schaper's preisgekröntem Modell zu einen: Lessing- Denkmal, das Lessing sitzend darstellt, aber sicherlich zu den eindrucksvollen Schöpfungen der neuesten Denkmals - Plastik gehört. Dem Verfasser, ein Nachfolger Melchior Goeze's im Hauptpastorate derHamburger St. Catharinenkirche, ist die Frage „in ihrem eigentlichen Kerne keine Kunst- sondern eine Gcschichts- sind Herzenssrage." Es gewinnt jedoch hin und wieder den Anschein, als lägen dieser, zu so energischem Ausdruck gelangten und mit so unverhältnißmäßig großem Apparat arbeitenden Gegnerschaft auch andere Motive zu Grunde, welche die Herzensfrage im Sinne einer Persvnenfrage umgestalten.
Max Perty» Erinnerungen aus dem Leben eines Natur-und Scelenforschers. 8. VIII und 486 S. mit dem Portrait des Verfassers in Stahlstich. Leipzig, 1879, z C. F. Winter.
Der bekannte Anthropolog und Verfasser des weitverbreiteten Buches „die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur, einer Art Apologie des Spiritismus „verfolgt durch dieses Buch keine andere Tendenz" als die, ein möglichst treues Bild von sich zu entwerfen, wie auch manche
Maler also gethan haben. Er weiß wohl, daß der vortreffliche Physivlvg Johannes Müller dem Professor Osensec geantwortet hat, als dieser sich für sein Werk Müllers Biographie nusbat: „vom Leben eines Gelehrten sei außer seinen Schriften nichts zu bemerken, als sein Geburts- und Sterbejahr — aber er glaubt doch, daß es außer der gelehrten Arbeit auch noch andere Seiten hat, die der Betrachtung und Darstellung wcrth sind und daß aus jenen allein ein menschliches Individuum nicht erkannt werden könne, weshalb Müller's Fassung etwas zu eng und abstract erscheint." Nun, treu mag das Bild sein, welches der vielfach verdiente Gelehrte von sich entworfen hat, aber gut gemalt ist es uicht. Als schriftstellerische Leistung sind diese „Erinnerungen" durchaus unzulänglich: eine einfache Aneinanderreihung in chronologischer Folge aller möglichen Erlebnisse, die für den Verfasser und ihm Nahestehende werthvoll und vielleicht auch interessant sein mögen, aber kaum geeignet sind, das Interesse weiterer Kreise zu erregen. Der zukünftige Geschichtsschreiber der deutschen Cultur unserer Zeit wird vielleicht aus den tagebuchartigen Aufzeichnungen des Verfassers das Eine oder Andere mit Vortheil benützen und der unbefangene Leser wird an einzelnen geistreichen Beobachtungen des Verfassers seine Freude haben können, besonders sofern Perty's Verkehr mit zeitgenössischen Gelehrten in Betracht kommt, aber eine Bereicherung derMemoirenlitemtur bedeuten sie nicht. Das Buch bietet z. B. auf sieben Bogen eine mit kurzen biographischen Notizen und Charakteristiken begleitete Auszählung berühmter oder verdienter Personen des 19. Jahrhunderts und der in dasselbe fallenden „Vorgänge in der Natur," als, wie es uns scheinen will, an