Heft 
(1897) 12
Seite
213
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tecHAn.

Roman

von

F Q rr t crire.

(Schluß.)

XXXVIII.

^E^orenzen kam nicht; er war nach Rheinsberg, (AR wo die Geistlichen aus dem östlichen Teil der Grafschaft eine Konferenz hatten. Aber statt Lorenzen kam Doktor Moscheles und sprach von allen: möglichen, erst, ganz kurz, von Dubslavs Zustand, den er nicht gut und nicht schlecht fand, dann von Kose­leger, von Katzler, auch von Spanholz (von dem ein Brief eingetroffen war), am ausführlichsten aber von Rechtsanwalt Katzenstein und von Torgelow.Ja, dieser Torgelow", sagte Moscheles. Es war ein Miß­griff, ihn Zu wählen. Und wenn es noch nötig ge­wesen wäre, wenn die Partei keinen Besseren gehabt hätte! Aber da haben sie denn doch noch andre Leute." Dubslav war davon wenig angenehm berührt, weil er aus der persönlichen Niedrigstellung Torgelows die Hochstellung der Torgelowschen Partei heraushörte.

Der Besuch hatte wohl eine halbe Stunde ge­dauert. Als Moscheles wieder fort war, sagte Dubslav:Eugelke, wenn er wiederkommt, so sag ihm, ich sei nicht da. Das wird er natürlich nicht glauben; weiß er doch am besten, daß ich an mein Zimmer und meinen Rollstuhl gebunden bin. Aber trotzdem; ich mag ihn nicht. Es war eine Dumm­heit von Spanholz, sich grade diesen auszusucheu, solchen Allerneuesten, der nach Sozialdemokratie schmeckt und dabei seinen Stock so sonderbar anfaßt, immer grad' in der Mitte. Und dazu auch noch 'neu roten Schlips."

Es sind aber schwarze Käfer drin."

Ja, die sind drin, aber ganz kleine. Das machen sie so, damit es nicht jeder gleich merkt, wes Geistes Kind so einer ist, und wohin er eigent­lich gehört. Aber ich merk' es doch, auch wenn er an Kaiser Wilhelms Geburtstag mit 'ner papiernen Kornblume kommt. Also du sagst ihm, ich sei nicht da."

Engelke widersprach nicht, hatte jedoch so seine Gedanken dabei.Der alte Doktor ist weg, und den neuen will er nicht. Un den aus Wutz will er auch nich, weil der so viel mit der Domina zu­sammenhockt. Un dabei kommt er doch immer mehr

Ueber Land und Meer. Jll. Okt.-Hefte. XIV. 12.

'runter. Er denkt: ,Es is noch nich so schlimm? Aber es is schlimm. Is genau so wie mit Bäcker Knaack. Un Kluckhuhn sagte mir schon vorige Woche:

,Engelke, glaube mir, es wird nichts. Ich weiß Bescheid?"

*

Das war am Montag. Am Freitag fuhr Mo­scheles wieder vor und verfärbte sich, als Engelke sagte,der gnäd'ge Herr sei nicht da".

So, so. Nicht da."

Das war doch etwas stark. Moscheles stieg also wieder aus seinen Wagen und bestärkte sich, während er nach Gransee zurücksuhr, in seinen durchaus ab­lehnenden Anschauungen über den derzeitigen Gesell­schaftszustand.Einer ist wie der andre. Was wir brauchen, is ein Generalkladderadatsch, Krach, tabula, rasa." Zugleich war er entschlossen, von einem er­neuten Krankenbesuch abzusteheu.Der gnäd'ge Herr auf, von und zu Stechliu kann mich ja rufen lassen, wenn er mich braucht. Hoffentlich unterläßt er's."

Dieser Wunsch erfüllte sich denn auch, Dubslav ließ ihn nicht rufen, wiewohl guter Grund dazu gewesen wäre, denn die Beschwerden wuchsen plötzlich wieder, und wenn sie zeitweilig nachließen, waren die geschwollenen Füße sofort wieder da. Engelke sah das alles mit Sorge. Was blieb ihm noch vom Leben, wenn er seinen gnäd'geu Herrn nicht mehr Hatted Jeder im Haus mißbilligte des Alten Eigensinn, und Martin, als er.eines Tages vom Stall her in die nebenan gelegene niedrige Stube trat, wo seine Frau Kartoffeln schälte, sagte zu dieser:Ick wee- nich, Mutter, worüm he den juugschen Dokter rutt grillen däd. De Jungsche is doch klöger, as de olle Sponholz is. Doa möt man blot de Globsower hüren. ,Joa, oll Sponholzß so seggen die, che is joa so wiet janz good, awers he seggt man ümmer: Kinnings, krank is he egentlich nich, he brukt man blot 'ne Supp' mit en beten wat in ff Joa, Spon­holz, de kann so Wat seggen, de hett wat dato. Awers de Globsower! Wo salln de 'ne Supp' her- kregen mit en beten wat ind"

So verging Tag um Tag, und Dubslav, dem

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