Teil eines Werkes 
Teil 2 (2003) Was können Kinder am Ende der Klasse 1?
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Zusammenhänge zwischen den Leistungen den Kinder und den Einstellungen der Lehrkräfte

6.3 Die Leistungszuwächse im Laufe der ersten Klasse

Nun kommen wir zu dem Abschnitt, in dem die Zusammenhänge der Lehrermerkmale mit den mittleren Leistungsänderungen der Schülerinnen und Schüler auf Klassenebene in Klasse 1 dargestellt werden(Modell mit ß,= 1). Da zu Beginn von Klasse 1 ein etwas anderer Test als zum Ende der Klasse verwendet wurde, können für den Summenscore und die Faktoren keine Leistungsänderungen auf Klassenebene angegeben werden. Wir müssen uns deshalb auf die einzelnen Aufgaben beschränken, die in beiden Tests identisch waren.

Zunächst interessiert uns wieder, ob es signifikante Unterschiede zwischen Kindern gibt, die voneher reformpädagogisch orientierten Lehrkräften! unterrichtet werden, und Kindern, die voneher traditionell orientierten Lehrkräften unterrichtet werden. Dazu wird auf Klas­senebene eine Varianzanalyse durchgeführt. Man findet signifikante Unterschiede nur bei den Aufgaben 7 und 8. Das bedeutet, dass Klassen, die voneher traditionell orientierten Lehr­kräften unterrichtet werden, in Klassestufe 1 beim Lösen von Additions- und Subtraktions­aufgaben ohne Möglichkeit des Abzählens größere Lernzuwächse zeigen. Ineher traditio­nell unterrichteten Klassen steigt der Anteil richtiger Lösungen pro Klasse im Mittel um 40 Prozentpunkte bei der Addition und 54 Prozentpunkte bei der Subtraktion, während es inher reformpädagogisch unterrichteten Klassen nur 29 und 38 Prozentpunkte sind. Das bedeu­tet, dass kurzfristig(innerhalb eines Schuljahres) dasPauken von Lösungen Lernkonzepten, die auf Verständnis abzielen, überlegen ist. Langfristig kann sich dies aber ändern, wie die Ergebnisse zu den Leistungen(s.o.) und andere Untersuchungen belegen.

Im Folgenden werden wir wieder für jede Leistungsvariable vorstellen, durch welche Lehrer­merkmale sie sich erklären lässt.

Die Orientierung

Die mittleren Leistungszuwächse der Kinder bei Aufgabe 5 lassen sich anders als die mittle­ren Leistungen nicht durch Lehrereinstellungen erklären. Dies trifft jedoch nicht für die ein­zelnen Teilaufgaben zu.

Die Kinder haben umso besser gelernt ein Kreuz in das mittlere Kästchen zu zeichnen, je we­niger ihre Lehrkräfte meinen, dass sie gute sprachliche Fähigkeiten haben. Es werden immer­hin 28% der Varianz aufgeklärt(R= 0,53). Beim Punkt in dem Kästchen darüber sieht es genauso aus, wobei die Varianzaufklärung sogar 37% beträgt(R=0,61). Vielleicht legen Lehrkräfte, die die sprachlichen Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler negativ beurtei­len, besonders großen Wert darauf, sprachliche Ausdrücke wiein der Mitte unddarüber mit den Kindern zu üben.

Die Anforderung, rechts unten einen Strich zu zeichnen, ist wie oben von anderer Art. Hier lassen sich bei einer Korrelation von 0,50 nur 25% der Varianz des durchschnittlichen Leis­tungszuwachses folgendermaßen erklären: Je weniger eine Lehrkraft der Meinung ist, dass die heutigen Kinder im Vergleich zu vor zehn Jahren selbstbewusster, oberflächlicher, unruhiger, unkonzentrierter, heterogener und weniger begeisterungsfähig sind, desto besser haben die Kinder ihrer Klasse gelernt, Rechts und Links zu unterscheiden. Dieser zunächst überra­schende Befund lässt sich vielleicht so verstehen, dass Kinder, die schon wissbegierig und neugierig, mit vielen Ideen und großen Vorkenntnissen in die Schule kommen, oft Rechts und Links schon am Anfang der ersten Klasse richtig unterscheiden können und deshalb nicht so hohe Lernzuwächse aufweisen.

Das Rechnen und das Zahlbild Die durchschnittlichen Leistungszuwächse der Klassen bei den Aufgaben 3 und 4(Addition

und Subtraktion mit Möglichkeit des Abzählens) lassen sich mit einer Varianzaufklärung von jeweils 13% auf die Bedeutung, welche die Lehrkräfte dem Vorwissen beimessen, erklären.

14 Zur Definition der Gruppeneher reformpädagogisch orientiert undeher traditionell orientiert s. S. 67.

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