Wirksamkeitserwartung(Grob, Flammer& Neuenschwader 1992) kann den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit speziell der weiblichen Jugendlichen beeinträchtigen.
Schließlich können auch Veränderungen in den schulischen Lernbedingungen und Leistungserfahrungen Anlaß für Veränderungen des Selbstwertes und der Wirksamkeitserwartungen sein. So zeigten Roeder und Baumert(1994), daß die Einführung des nach Leistungen strukturierten Schulsystems in Ostdeutschland zunächst zu einer Verunsicherung der Schüler, zu einer Abnahme der Wirksamkeitserwartungen führten. Da speziell bei den ostdeutschen Jugendlichen der Selbstwert an die realen Schulleistungen gekoppelt war(Hannover 1995, Oettingen et al. 1994), konnte bei einer Zunahme von negativen Leistungsrückmeldungen als Folge der veränderten Leistungsbewertung eine Verringerung des Selbstwertes und der Wirksamkeitserwartungen angenommen werden.
Der Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Selbstkonzeptes und der Problembelastung und-bewältigung bei Jugendlichen wurde vielfach untersucht(Seiffge-Krenke 1987, 1995, Bosma& Jackson 1990, Jerusalem& Schwarzer 1989). Danach sind Jugendliche mit einem hohen Selbstkonzept weniger durch Probleme belastet und wählen häufiger aktive Bewältigungsstrategien als Jugendliche mit niedrigem Selbstkonzept. Die Frage, in welchem Grade das Selbstkonzept durch Copingerfahrungen beeinflußt wird, kann gegenwärtig nicht beantwortet werden. Hierzu bedarf es längsschnittlicher Analysen.
Zusammenfassend ist festzustellen, daß unter stabilen Umweltbedingungen das Jugendalter ohne größere Krisen verläuft und durch eine erfolgreiche Adaptation gekennzeichnet ist. Die Mehrzahl der Heranwachsenden ist auf altersgemäße Entwicklungsaufgaben fokussiert (Havighurst 1948; Dreher& Dreher 1985) und bewältigt diese. Entwicklungsaufgaben stellen den organisatorischen und strukturellen Rahmen für die Transaktion des Selbst mit dem Kontext dar.
Verändert sich der Kontext, wie dies in Ostdeutschland infolge der Vereinigung der beiden deutschen Staaten oder auch in Osteuropa der Fall war, so sind Anforderungen an das Selbst und die Selbstregulation neu zu definieren, Entwicklungserfordernisse auszumachen und Entwicklungspotenziale zu erschließen. Die Auseinandersetzung mit den veränderten Entwicklungsanforderungen und-bedingungen kann die Jugendlichen belasten, da diese von besonderer Relevanz sind und ihre adaptiven Ressourcen berühren(Lazarus et al. 1974). Entsprechend einem transaktionalen Copingkonzept(Lazarus& Folkman 1984; SeiffgeKrenke 1996) variiert die individuelle Bewertung von Stressoren in Abhängigkeit von den personalen und sozialen Ressourcen und führt zu unterschiedlichen Bewältigungsmechanismen. Copingerfahrungen wirken wiederum zurück auf die Streßwahrnehmung.
Mit dem Alter kann sich die Bewertung von Stressoren verändern. Die verschiedenen Entwicklungsanforderungen sind für Jugendliche wunterschiedlichen Alters nicht gleichermaßen bedeutsam. Andererseits entwickeln sich auch die kognitiven und sozialen Kompetenzen sowie die Fähigkeit zur Selbstregulation.