Die Quellen des Auftretens der Probleme in den Beziehungen zwischen Eltern und Jugendlichen in unserer Kultur analysierte W. E. Kagan(5),(6). Eine der Schlußfolgerungen, zu denen der Autor gekommen war, besteht darın, daß in einer totalitären Gesellschaft die Beziehung der Eltern zu den Kindern nicht nur von der Liebe selbst bestimmt wird, sondern in einem bestimmten Maße wie das Kind die sozialen Normen erfüllt. Die Eltern interessieren sich in der Regel nicht für das Problemerleben der Jugendlichen, sie sind keine Helfer bei der Lösung von Problemen. Umgekehrt, beim Bestreben der Eltern, ein normgerechtes Verhalten von den Kindern zu erlangen, werden die Eltern selbst zur Quelle von Problemen. In dieser Lage befinden sich die Eltern gegenüber den Jugendlichen in einem Zustand des Widerspruchs. Weil die Eltern der gegenwärtig Jugendlichen ihre eigene Persönlichkeit in einer vergangenen Epoche ausprägten, kann man annehmen, daß die von uns erhaltenen Ergebnisse der Untersuchung durch die von W.E. Kagan dargelegten Beobachtungen erklärt werden. Diese Schlußfolgerung wird von den Ergebnissen der Untersuchungen von Tarabaewa W.B.(15) unterstrichen, welche im Jahr 1994 durchgeführt wurden. Außerdem hat sie nicht nur eine hohe Quote der Konflikte der Jugendlichen mit den Eltern gefunden, sondern sie erhärtete die hier dargelegten Ursachen des Auftretens dieser Konflikte: die Zerstörung des Normalverhaltens durch die Jugendlichen, welche vom Standpunkt der Eltern die Hauptursache für die Unmöglichkeit normaler, konfliktloser Beziehungen mit den Kindern sind.
Somit ist die Belastung der Jugendlichen mit Problemen, welche als Widerspruch zwischen ihnen und ihren Eltern auftreten, nicht nur die Folge von psychischen Ursachen, sondern auch die Folge sozialer Lebensbedingungen.
In der gegenwärtigen Zeit wird deutlich, daß die Korrektur dieser Probleme durch psychologische Hilfeleistungen sowohl für die Jugendlichen als auch für die Eltern erforderlich ist. Letztere brauchen vor allem Hilfe beim Aufbau eines neuen Wertesystems im Rahmen ihrer Persönlichkeit, welches die Position zu ihren Kindern ändert. Die in unseren Untersuchungen erhaltenen Ergebnisse gestatten die Bestätigung, daß die Arbeit des Psychologen mit den Eltern eine fundamentale Basis für die Prophylaxe bzw. des Auftretens von Problemen mit Jugendlichen darstellt. Diese Arbeit muß solche Richtungen vorsehen, wie: die Behandlung der Fragen der Familienplanung, die Entwicklung einer humanistischen Erziehung in der Familie an Stelle der normativen, regulierenden sowie die Entwicklung eines Wertesystems, in dem der Mensch einen herausragenden Platz einnimmt, darunter auch das Kind und der alte Mensch.
3.3 Strategien zur Bewältigung von Lebensproblemen 3.3.1 Ergebnisse der Gesamtstichprobe
Die Methode, die auf die Untersuchung der Bewältigungsstrategien gerichtet ist, schließt 20 Items ein, die nach folgender Instruktion bearbeitet werden sollten:„Wenn ein Problem aus diesem Bereich erscheint(Schule, Eltern, Gleichaltrige, Zukunft, Freizeit usw.), werde ich nach folgendem Beispiel handeln.“ Die vorgeschlagenen Strategien sind in Tab. 7 aufgelistet, die Häufigkeit der Auswahl durch die Jugendlichen ist in Abbildung 4 vorgestellt, aus der hervorgeht, daß bevorzugte Strategien zur Problembewältigung darin bestehen: sofort reagieren, sich aussprechen(2), nachdenken und im Geiste die möglichen Lösungen durchspielen(10), über die Probleme nur dann nachdenken, wenn sie auftauchen(14).
65