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Jugendliche in der Epoche gesellschaftlicher Veränderungen : Problemwahrnehmung und -bewältigung bei jugendlichen Schülern in Potsdam und St. Petersburg / Hrsg.: Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Professur Didaktik der Psychologie/Pädagogische Psychologie; Russische Staatliche Pädagogische Universität "A. I. Herzen" St. Petersburg, Psychologisch-Pädagogische Fakultät [Red.: Bärbel Kirsch ; Ludmilla Regusch]
Entstehung
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sei nochmals auf die besondere Ausprägung der wechselseitigen Beziehungen bei Jungen hingewiesen und auf die sehr deutliche Abhängigkeit der NeigungsstrategieAttraktivität zu verschiedenen Gebieten des Problemerlebens.

Es gibt einen einzigen klar negativen Zusammenhang der Grad der Ausprägung sexueller Neigungen und das Erleben von Problemen in den Beziehungen zum anderen Geschlecht bei Jungen. Jedoch ist dieser Zusammenhang nicht bedeutend, zumal er sich stark in verschiedenen untersuchten Klassen unterscheidet. In einer der Klassen war er sehr negativ, in einer anderen Klasse sogar positiv. Zur Erklärung dieser Aussage wurde eine lineare Regression zur Vorhersage von Problemerleben auf der Grundlage des Grades der Ausprägung sexueller Neigung erstellt. Die erhaltene Linie hatte eine schwierige Form mit zwei Steigungen in der Zone sehr geringer und mittlerer Ausprägung der Sexualität und einen dritten sehr hohen Anstieg in der Zone ihrer maximalen Werte. Entsprechend kann der Korrelationskoeffizent sich stark unterscheiden in Abhängigkeit von den Mittelwerten des vorhandenen Typs der Neigungen in verschiedenen Teilen der untersuchten Stichprobe, was wir auch beobachteten. Das weist auf die Tatsache hin, daß der Zusammenhang zwischen Neigungen und Problemerleben Jugendlicher einen recht schwierigen Charakter trägt, und nicht in allen Fällen kann er adäquat mit dem linearen Korrelationskoeffizent beschrieben werden.

Es wurde festgestellt, daß Schüler, welche konkret Gleichaltrige benennen konnten, auf die ihre Neigungen gerichtet sind, in den meisten Fällen durch bessere Werte in der sozialen Adaption charakterisiert waren und einen höheren soziometrischen Status besaßen als ihre Altersgenossen, die mit dieser Anforderung nicht zurechtkamen.

Was die Abhängigkeit des Grades der Ausprägung der Neigungen(Ergebnisse aus dem Fragebogen emotionaler Beziehungen) mit dem soziometrischen Status und dem Grad der sozialen Adaption Jugendlicher anbelangt, so trägt diese bei allen Auffälligkeiten in den meisten Fällen den Charakter einer umgekehrten V-förmigen Linie. Optimale Werte werden für gewöhnlich bei einer mittleren Ausprägung der Neigungen beobachtet, sowohl bei sehr hohem als auch sehr niedrigem Niveau der Neigungsausprägung sind der soziometrische Status und auch die soziale Adaption Jugendlicher für gewöhnlich niedriger. Im übrigen haben wir vorerst noch nicht genügend gesicherte Daten, um streng statistisch einen solchen nichtlinearen Charakter feststellen zu können.

3.5.4 Neigungen Jugendlicher alsMechanismus der Herausbildung psychischer Probleme

Nun versuchen wir, auf der Grundlage der zusammengefaßten eigenen empirischen Daten den Informationen aus Literaturquellen(5-8, 12 u.a.) und der Erfahrung der Arbeit einige konkrete Mechanismen der Entstehung psychischer Probleme Jugendlicher auf der Grundlage von Neigungen aufzuzeigen.

Die Hauptquelle der Probleme, welche mit der Herausbildung von Neigungen auf der Grundlage der Identifikation verbunden sind, ist die nichtadäquate Wahl von Objekten der Identifikation. Ein solches Objekt kann ein anderer Jugendlicher sein, der ein asoziales Verhalten hat, ein keineswegs positiver Kinoheld und irgendein populärer jugendlicher Abgott, kein Beispiel der Sittlichkeit. Gewöhnlich wird ein Objekt der Identifikation der, der sich für den Jugendlichen in irgendetwas wesentlich deutlich von der Umgebung abhebt; diese Unterschiede sind sehr oft keine positiven Leistungen, sondern inadäquates Verhalten.

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