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R. Samuel b. Mëir (Rashbam) als Schrifterklärer / von Dr. David Rosin
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Manne angegriffen, der in seinem erfolgreichen Kampfe für eine richtige Methode der Schrifterklärung: gerade ihn als. seinen an­gesehensten und willkommensten Bundesgenossen hätte erkennen und preisen müssen.

Drittes Kapitel. Charakter der exegetischen Schriften R. Samuels,

Der eigenthümliche Charakter der Schrifterklärung R. Samvers(S. 22) zeigt sich in dem leitenden Gedanken und in der Ausführung desselben. Der leitende Gedanke tritt in dem ausgesprochenen oder angedeuteten Zweck sowie in den Regeln hervor, welche seine Exegese bestimmen. Die Ausführung dieses Gedankens aber geschieht in bestimmter sachgemässer Form und hat zum Ergebnisse eine Leistun g, die ungeachtet mancher Mängel RSBM eine hervorragende Bedeutung in der Geschichte der Schriftauslegung für immer gesichert hat.

A. Zweck.

Wir unterscheiden einen Hauptzweck, die eigentliche Auf­gabe, die RSBM ssich gestellt hat, und einen Nebenzweck, der in gelegentlicher Vertheidigung des Judenthums besteht.

I. Die Aufgabe der Commentare R. Samvzı1/s ist im Grunde So alt wie das Bedürfniss einer Vermittelung: für das Verständniss der heiligen Schrift, nachdem die Ursprache derselben, das Alt­hebräische, deren Bekennern unter dem Einflusse geschichtlicher Ereignisse fremd und unverständlich geworden. Anfangs wurde mit einer mündlichen Uebersetzung und Erklärung der unver­ständlichen Stellen vorübergehend nachgeholfen!). Als aber die Entfremdung in Bezug auf die ältere Sprache und Anschauungs­weise immer weiter griff und zugleich die erweckte Theilnahme für die Kenntniss der heiligen Bücher in grösseren Kreisen sich geltend machte, so wurden für die in weite Länderstrecken zer­streuten Glaubensgenossen Uebertragungen in die ihnen ver­ständlichen Sprachen, ‚insbesondere griechische und ara­mäische Uebersetzugen nach und nach verfasst und auf­gezeichnet, und so wurde die schliesslich vollständige Sammlung derselben ein neuer Quell religiöser Belehrung neben dem alten,

') Nehem. 8, 7. 8.