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R. Samuel b. Mëir (Rashbam) als Schrifterklärer / von Dr. David Rosin
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eine erhöhte Bedeutung für die Geister gewann, da bedurfte es einer entschiedenen, ganz abweichenden Strömung, um dem ein­fachen Wortsinne die ganze Breite des exegetischen Gebietes wieder zu gewinnen. Den ersten Anstoss hierzu gaben bekanntlich ANAN(st. um 761) und die ersten Karäer, die seiner der Ueber­lieferung feindlichen Richtung folgten und mit ihm an die Stelle der talmudischen eine andere Schriftdeutung zu setzen sich be­mühten. Ihnen trat als Vertheidiger der Ueberlieferung: SaaDıA (892042) entgegen, ausgestattet mit grammatischer Bildung und der Kenntniss der dem Hebräischen so nahe verwandten arabischen Sprache. Das Ziel seines, Uebersetzung und Erklärung vereinigen­den Bibelwerkes war eine wissenschaftlich gehaltene, getreue Wiedergabe des Urtextes der h. Schrift. Die dieser Arbeit und denen seiner Nachfolger unter den Gaonen anhaftenden Mängel wurden theilweise überwunden von den Sprachforschern und Schrift­erklärern der spanischen Schule, unter denen MeEnacHeM In SarUur und Dunascı 8. LAsraT, die bereits genannten), wiederum von den Grammatiker JeHuDA CHAJjuG(u. 1000) und JonAH Is GANNACH?) (c. 995 bis c. 1050) übertroffen und vielfach ergänzt wurden. Mit ihnen wirkte, gleichfalls in Spanien, eine stattliche Reihe von Schrifterklärern, die ihre Aufgabe mit wissenschaftlichem Ernst erfassten und zu lösen suchten; bis ABRAHAM IBN Esra?) die Exegese auf den Gipfel des damals Erreichbaren erhob. Wie wir früher gesehen haben, wirkte gleichzeitig mit ihm als der bedeutendste Schrifterklärer der selbständig: fortentwickelten nordfranzösischen Schule unser RSBM, der unter ganz verschiedenen Verhältnissen herangebildet, in der Exegese die von MEnACHEM B. CHELBO*) be­gonnene und in seinem Grossvater Rascıı®) zu ihrer vollen Be­deutung gelangte Arbeit für seine Landsleute fortzusetzen und zu vollenden berufen war. In Gemeinschaft mit seinem Freunde Kara®), aber gründlicher, vielseitiger und schärfer blickend als dieser, war er bemüht, die Erklärung der h. Schrift nach den Regeln einer möglichst schlichten Auslegung in seinen Commen­

') S. 5. 65 und 66.;

?) MUNK, Notice sur Aboul- Walid, Paris 1851; KIRCHHEIM in A319 13335 mb im Eingang zu MOPYMD ed. B. Goldberg, Frkf. a. M. 1856, u. AA,

3) Ob. S. 74£. 4) 8, 67. 5): S. 3. 6 und 68 ff,

9 5.724.