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R. Samuel b. Mëir (Rashbam) als Schrifterklärer / von Dr. David Rosin
Entstehung
Seite
118
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für eine Vorrichtung zu«einer Art von Beschwörungen vermittelst der nach Gottes Weisung verzeichneten und in den Brustschild gelegten Namen, um Israel Fug und Bedürfniss zu künden»*). Hier erkennen wir den Einfluss der Zeit und der Umgebung auf die Auffassung R. Samvzis. Wenn es auch seiner eignen Nüchtern­heit wenig entsprochen haben mag, so liess er doch diejenige Weissagung, deren Hervorbringung vermittelst wunderkräftiger Gottesnamen damals wie eine Kunst gelehrt ward), nicht allein gelten, sondern bekräftigte sie auch durch solche Berufung auf dieselbe in seiner Schrifterklärung. Wenn, sagt er, Hausgötzen und Zaubermittel mit unlauterem Geiste den Heiden weissagen, so muss doch der Heiligkeit, ohne Vergleich, unzweifelhaft die Kraft der übernatürlichen Wahrheitskündung zukommen).

V. Wir sind hiermit bei dem Aberglauben angelangt, worin der sonst so besonnene RSBM sich als ein Kind seiner Zeit und seines Landes nicht ganz verläugnen konnte. Deutsch­land und Frankreich, kaum hundert Jahre später der Schauplatz massenhafter Hexenprocesse, waren nicht der Boden, auf dem der jüdische Geist damals schon vermöge der von ihm gelehrten Gottes­einheit sich allein zu entschiedener Läugnung alles Zauberwesens emporarbeiten konnte, zumal da der Buchstabe der h. Schrift an manchen Stellen, dem ersten Eindrucke nach, dessen Möglichkeit zu bestätigen schien. Es war den philosophisch geschulten jüdi­schen Theologen des Orients und Spaniens) vorbehalten, solchem Aberglauben entgegenzutreten und den Sinn der biblischen Be­richte so zu fassen, dass alle Zauberei lediglich ein Trugwerk schlauer Abenteurer dem leichtgläubigen Haufen gegenüber ge­wesen. Für RSBM und die damaligen Exegeten Nordfrankreichs war es genug, wenn sie die mit der buchstäblichen Auffassung anscheinend einstimmigen Vorstellungen möglichst beschränkten. Natürlich war es aber RSBM um so bequemer, die bezüglichen

') Zu 2. Mos. 28, 30. Aehnlich schon bei RASCHI z. St., wo über die äussere Einrichtung deutlicher gesprochen wird.

2 Z. B. im Buche Hajaschar, von dem ZUnz, GV 169, spricht.

8) Zu 2, Mos: a, a. O0.

4) So z. B. SAMUEL B, CHOFNI(st. 1034) hinsichtlich der Todtenbeschwörerin von Endor(1. Sam. 28,7 ff.) bei HARKAVY in BERLINERS Magazin 1878 S. 16; ABRAHAM IBN EsrA zu 3. Mos. 19, 31; MAIMONIDES an mehreren Stellen(siehe

meine Ethik des Maim. S. 134; IV).