Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
74
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II. Die Krankheit.

Ausnahme des zartesten Fleisches, sich in Säure ver­wandelt, so bin ich wenigstens bereits überzeugt, dass die Nervenhypothese falsch ist; der Kopfschmerz bei Migräne ist übrigens halbseitig, meiner nicht, wie Du weisst. Die Quälerei in und über beiden Augen ist gross. Gott helfe Immermann, dann wird er auch mir helfen. Inzwischen dubito(7. Juli). Am zwölften dauert die Chininkur noch fort, der Zustand ist bes­ser. Die falsche Magenhypothese veranlasste Nietzsche, nach Steinabad im Schwarzwalde zur Dr. Wiel zu gehen, der damals für einen bedeutenden Magenarzt galt und es verstand, von sich reden zu machen.Ein treff­licher, sorgfältiger Arzt gefunden! So hoffe ich wenig­stens... Mein Leiden ist erkannt als chronischer Magenkatarrh mit bedeutender Erweiterung des Ma­gens. Diese Erweiterung bringt überdies Blutstau­ungen mit sich, wobei die Ernährung des Kopfes mit Blut auch zu kurz kommt. Zunächst soll der Magen also in seine Grenzen zurück; eine merkwürdige Diät (von den inhaltreichsten Sachen, nur dürfen sie kein Volumen haben, also fast nur Fleisch), dann Karlsbader Sprudelsalz und so weiter. Auch Blutegel soll ich am Kopf bekommen. Mein Befinden war bis jetzt schlecht, gestern lag ich mit Kopfschmerzen wieder einmal zu Bett und heute bin ich schwach und matt. Es ist doch eine ernsthafte Sache, und wieder war es hohe Zeit, wie damals bei der Zersplitterung des Brust­beins, dass ich mich an einen wirklichen Spezialisten (und zwar einen ausserordentlich erfahrenen und be­währten) wendete. Die übermässige Säurebildung des