Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
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I. Der ursprüngliche Nietzsche

die persönlich gesunde Mutter auf Nietzsche über­tragen worden sei. Ich habe mich etwas abstrus aus­gedrückt, weil ich nicht sagen willKeim der Geistes­krankheit. Dabei denken die Leute oft an eine Nöthigung zur Erkrankung, als ob der erblich Be­Jastete geisteskrank werden müsste. So ist es nicht gemeint, und ich glaube durchaus nicht, dass Nietzsche geisteskrank geworden wäre, wenn sich nicht bei ihm die auf infectiöser Grundlage beruhende Gehirnkrank­heit entwickelt hätte. Die krankhafte Anlage mag man etwa einem Fermente vergleichen, das bei der Ent­stehung des Nietzsche-Gehirns eigenthümliche Kombi­nationen hervorrief, verhinderte, dass Nietzsche wie seine Vorfahren ein ehrsamer Pfarrherr wurde, ihn zum unglücklich genialen Menschen machte.

Ausser Nietzsche wurden als Kinder des Ehepaares Nietzsche-Oehler die noch lebende Schwester und ein Knabe Joseph geboren. Frau Dr. Förster ist wie der Bruder kurzsichtig und hat, wie gesagt, auch an Mi­gräne gelitten; sie nahm es mir nicht übel, als ich ihr sagte, sie sei auch eine etwas nervöse Dame. Der Knabe Joseph ist mit zwei Jahren anGehirnschlag gestorben, das heisst, er wurde unwohl, bekam Krämpfe und starb nach einigen Stunden, wie es in Nietzsches Jugendaufzeichnungen heisst.

2. Die Persönlichkeit.

Nietzsche war nach allen Angaben von kräftigem Knochenbau und starker Musculatur. Er war von mitt­