Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
172
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II. Die Krankheit.

Grosse und Kleine gemeinsam gehabt, es gab ein Ver­trauen ohne Grenzen.(Sie finden in den gesammelten Schriften Wagners, Band 7, ein ‚Sendschreiben des­selben an mich abgedruckt, bei Gelegenheit der ‚Geburt der Tragödie) Von jenen Beziehungen aus habe ich einen grossen Kreis interessanter Menschen(und,Mensch­innen) kennen gelernt, im Grunde fast Alles, was zwi­schen Paris und Petersburg wächst. Gegen 1876 ver­schlimmerte sich meine Gesundheit, Ich brachte damals einen Winter in Sorrent zu, mit meiner alten Freundin, der Baronin Meysenbug(‚Memoiren einer Idealistin) und dem sympathischen Dr. Re. Es wurde nicht besser. Ein äusserst schmerzhaftes und zähes Kopf­leiden stellte sich heraus, das alle meine Kräfte er­schöpfte. Es steigerte sich in langen Jahren bis zu einem Höhepunkt habitueller Schmerzhaftigkeit, so dass das Jahr damals für mich 200 Schmerzestage hatte. Das Uebel muss ganz und gar lokale Ursachen ge­habt haben, und fehlt jedwede neuropathologische Grundlage, Ich habe nie ein Symptom von geistiger Störung gehabt; selbst kein Fieber, keine Ohnmacht. Mein Puls war damals so langsam wie der des ersten Napoleons(= 60). Meine Specialität war, den extre­men Schmerz cru, vert mit vollkommener Klarheit zwei bis drei Tage hintereinander auszuhalten,!) unter fort­dauerndem Schleim-Erbrechen. Man hat das Gerücht verbreitet, als ob ich im Irrenhaus gewesen sei(und gar darin gestorben sei). Nichts ist irrthümlicher. Mein

1!) Man muss es,