II. Die Krankheit.
nen, dem Ganzen gegenüber so zu verfahren, wie bei einem gesunden Philosophen, und den Versuch zu machen, Nietzsches Widersprüche und Uebertreibungen durch Erklärer-Künste auszugleichen, künstlich einen Zusammenhang in das zu bringen, was seiner Natur nach Stückwerk ist. An sich könnte ja solche Arbeit nicht gerade schaden, aber es giebt so viele Gelegenheiten, nützliche Arbeit zu thun, dass die Kraft nicht verschwendet werden sollte.
Vielleicht werden Vielen diese Bemerkungen überflüssig vorkommen. Aber es scheint mir doch nöthig zu sein, den Satz, dass der Nachweis der Gehirnkrankheit allein keine Widerlegung ist, nicht ohne Bemerkungen aufzustellen. Er ist richtig, aber er kann Schaden anrichten. Wie steht es in Wirklichkeit? Die Leute lesen Nietzsches Schriften, aber sie prüfen nicht alles und behalten das Beste, sondern sie halten sich an Einzelnes, das ihnen zusagt, und vertrauen darauf, die Begründung werde schon im Ganzen enthalten sein. Sie werden in ihrem Zutrauen bestärkt von einer Anzahl schriftstellernder Herren und Damen, die den grossen Philosophen en bloc verherrlichen und dem Publikum versichern, die einzelnen Perlen hingen durch eine unsichtbare Schnur zusammen. Wer ist denn zu eigener Prüfung befähigt? Unter hundert Lesern höchstens Einer. Jenen Neunundneunzig muss man sagen: Wenn ihr Perlen findet, so denkt nicht, dass das Ganze eine Perlenschnur wäre. Seid misstrauisch, denn dieser Mann ist ein Gehirnkranker.