3. Das Ende. Schlussbemerkungen.
Ein Geisteskranker kann etwas Schönes oder etwas Wahres so gut wie ein Anderer schreiben. Ob seine Gedichte, sein Stil, seine Erörterungen zu billigen seien oder nicht, das ist nach denselben Grundsätzen zu entscheiden, die sonst gelten, und die Gehirnkrankheit— kommt dabei nicht in Betracht.
Dies gilt ohne Einschränkung von der Form, ein gewisses Misstrauen jedoch gegenüber dem Sachlichen ist gerechtfertigt. Findet man Schwerverständliches oder Unverständliches, so wird der erste Gedanke der sein, giebt dafür nicht die Gehirnkrankheit die Erklärung? Und um das zu beurtheilen, muss man wissen, wie die Gehirnkrankheit wirkt, welche Störungen sie in anderen Fällen verursacht, ob die fraglichen Anstösse etwa denen gleichen, die bei gleich Kranken auch sonst beobachtet werden. Wollte sich Jemand um solche Erwägungen nicht kümmern, so käme er in Gefahr, nutzlose Arbeit zu machen, seine Zeit zu verlieren. Wenn er es sich in den Kopf setzt, es müsse eine sinnvolle Erklärung geben, so kann er sich die Zähne ausbeissen. Besonders wird von vornherein die Vermuthung bestehen, es werde um den Zusammenhang schlecht bestellt sein, denn begreiflicherweise ist ein Kranker eher im Stande, einen guten Einfall zu haben, als seine Gedanken zusammen zu halten und in ein System zu bringen. So liegt die Sache in der That bei Nietzsche. Man muss im Einzelnen das, was er sagt, unbefangen aufnehmen, es kann wahr sein trotz der Gehirnkrankheit, es könnte unwahr sein ohne solche. Man muss aber davor war
Möbius, Werke V.
