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Der Talmud vom Standpunkte des modernen Judenthums / von Emanuel Schreiber
Entstehung
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Vorwort.

Dieſes Schriftchen verdankt einem im hieſigen Bürgervereine vor einem zahlreichen, meiſt aus Nichtjuden beſtehenden Publikum gehal tenen Vortrage ſeine Entſtehung, den wir entſprechend erweiterten.

Es ſind ſchon viele Monographien und Eſſais über dieſes Thema erſchienen, ich erwähne u. A. Dukes, Deutſch, Stein, Wünſche, Ehr­mann, Jellinek, Chronik. Auch wir haben vor 4 Jahren in der Schrift:Die Prinzipien des Judenthums verglichen mit denen des Chriſtenthums, zur Abwehr(Leipzig 1877, Baumgärtner, 270 S, 2 M) eingehend dieſe Materie behandelt. Indem wir den genannten Autoren, die uns manch guten Dienſt leiſteten, danken, bemerken wir, daß wir einen Vorzug unſerer Auffaſſung vor den meiſten bis­herigen gerade in dem Umſtande ſehen, um deſſentwillen ſie von unſerer ganzen und halben Orthodoxie vermuthlich wieder ſcharf an­gegriffen werden wird, in dem Umſtande, daß wir Licht und Schatten gleich vertheilen und von der bisher beliebten Art, den Talmud zu verhimmeln und mit Hervorhebung blos der ſchönen Stellen ein falſches, vor der Wiſſenſchaft nicht Stand haltendes Bild deſſelben zu entwerfen, gerade im Intereſſe der Sache zu­rückgekommen find. Denn durch pure Lobhudeleien und Verherr lichungen deſſelben verfallen wir genau in denſelben Fehler, den wir mit Fug und Recht an unſeren Feinden, wie Rohling, Marr und Konſorten bekämpfen, in den Fehler der Einſeitigkeit, der ſich leider gewöhnlich auf die empfindlichſte Weiſe an uns gerächt hat. Nicht verſchweigen wollen wir indeß, welche Abnormität darin liegt, wenn evangeliſche Chriſten einen Mann wie Rohling als Auto­rität zitiren, einen Mann, welcher ſchreibt,wohin der Proteſtan tismus ſeinen Fuß ſetzt, da verdorrt und verkümmert Alles, da entſteht Vandalismus und Anarchie.

Bonn, 25. Januar 1881.