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Der Talmud vom Standpunkte des modernen Judenthums / von Emanuel Schreiber
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4 ſelbe zu hintertreiben, nach derſelben, um fie auf Grund des Talmud rüc­gängig zu machen. Ganz beſonders hat ſich aber die Wiſſenſchaft, nament­lich die philologiſche, archäologiſche und theologiſche ſeiner bemächtigt, und die neueſte Judenhetze ihn als willkommenſtes Agitationsmittel benutzt und dadurch das Intereſſe des Volkes für denſelben angeregt. Deshalb wollen wir uns auch hier mit dieſem Thema beſchäftigen.

2. Weſen Ses Talmus.

Was iſt der Talmud? In erſter Reihe muß da die Frage lauten, was iſt er nicht?

Er iſt weder ein Rabbiner, wie jener Mönch meinte, noch ſonſt ein Menſch. Er iſt aber auch kein Buch, wie Viele jetzt noch meinen. Es iſt in der That eine ſchwere Aufgabe, überhaupt eine erſchöpfende Definition darüber zu geben. Wir kommen aber entſchieden der Wahrheit am Nächſten, wenn wir ihn eine alte Zeitung von nahezu 800 Jahrgängen nennen, die zudem keine beſtimmte Tendenz verfolgte, ſondern einen Sprechſaal für Jeden und Alles bildete. Daß ſie übrigens von Preß­prozeſſen, Confiscationen ꝛc. ſeitens der Feinde der Preßfreiheit nicht ver­ſchont geblieben, haben wir zur Genüge erörtert. Die Zahl der Mit­arbeiter dürfte die Zahl Tauſend vielleicht noch überſchreiten, und rekrutirte ſich aus a llen Ständen und Berufsarten, Gelehrten, Kaufleuten, Bauern, Handwerkern u. ſ. w.

Freilich eine Fachzeitung iſt er nicht, von ſyſtematiſcher Anordnung des Stoffes fehlt darin jede Spur. Man kann viel eher fragen, was in ihm nicht geſchrieben ſteht als umgekehrt. Höchſt mangelhaft redigirt, ohne innere Nöthigung plötzlich abgeſchloſſen, voll der divergirendſten, ſich häufig geradezu aufhebenden Anſichten, bietet er bei oberflächlicher Be­trachtung ein Bild der Schöpfung dar, ehe ſie geſchaffen wurde, ein Chaos.

In dieſer finden wir in bunteſter, krauſeſter Anfeinanderfolge poli­tiſche Berichte von Mare Aurel bis auf den Gothenkönig Theodorich, die man ſich natürlich erſt zuſammenſuchen muß, Abhandlungen über Juris­prudenz und Medizin, Philoſophie und Theologie, Baukunſt und Päda gogik, Mathematik und Zauberei, Aſtronomie und Dämonologie, Phyſik