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Bettlergewerbes.—„Rabba Sohn des R. Huna frühſtückte nicht eher, als bis er ſeinen Knaben in die Schule gebracht hatte“(Kidduſchin 30a). In Jeruſalem wurde e. 106 v. Chr. eine öffentliche Nationalſchule von Simon b. Schetach errichtet(Kethubot 1054), der Hoheprieſter Joſug b. Gamla(c. 64 n. Chr.) hat in jeder Stadt und in jedem Dorfe öffentliche Ge meindeſchulen errichtet und heißt es mit Recht zur Würdigung dieſer Verdienſte von ihm:„Wahrlich, möge es dieſem Manne Joſua b. Gamla zum Guten gedacht werden, ohne ihn wäre in Israel die Thora vergeſſen worden“(B. bathra 214). In freilich ſehr übertriebener Weiſe wird die Zahl der Schulen in Bethar auf 400 angegeben mit je 400 Lehrern und eben jo vielen Schülern(Gittin 85a). Kinder unter 5 Jahren fanden keine Aufnahme in der Schule(B. Bathra 21a). Der Lehrer muß die Gabe beſitzen, in kurzen Worten ſeinen Schülern den Lehrſtoff klar zu machen(Peſſachim 3b), darf nicht jähzornig und haſtig ſein(Abot 27), nie die Geduld verlieren(Erubin 54b), und nur im äußerſten Falle kör perliche Züchtigung des Schülers ſich erlauben(B. bathr. 21a, Gittin 36a). Diejenigen, welche Viele zu Tugend führen werden, glänzen wie die Sterne, ewig, das bezieht ſich auf die Lehrer der Jugend(Baba) Bathra 8b).
Schluß. Man könnte leicht zu der Frage ſich bemüſſigt ſehen: Wie kommt es, daß das Judenthum der Neuzeit nicht ſchon längſt kurz und bündig erklärt hat, daß es den Talmud nur als ein kulturhiſt oriſches Werk betrachte, ihm aber ſonſt jede Autorität abſpreche, was de facto längſt der Fall iſt? Eine ſolche Erklärung hätte ja auch das Gute gehabt,
daß unſere Feinde ſchon längſt aufgehört hätten, den Talmud gegen uns
auszuſpielen?
Offen geſtanden iſt es auch uns unerfindlich und unfaßbar, warum eine ſolche Erklärung bis zur Stunde nicht abgegeben wurde. Indeß, was nicht iſt, das kann noch werden. Es dürfte in nächſter Zeit eine jüdiſche Synode zuſammentreten, bei welcher ſich vielleicht ſo viele muthige Männer finden, daß für einen Antrag folgenden Inhalts eine Majorität ſich erzielen laſſen würde.
„Der Talmud hat für das aufgeklärte Judenthum nur kultur hiſtoriſchen, wiſſenſchaftlichen Werth, entbehrt aber in praktiſcher Beziehung aller und jeder Autorität. Die Ethik deſſelben findet unſern Beifall um ihrer ſelbſt willen, hingegen lehnen wir jede Verantwortlichkeit für die inhumanen Stellen in demſelben aufs Entſchiedenſte ab.“
— Mere,
A gi e Druck von Wilhelm Ißleib in Verlin.
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