WITTEXBERGE
c^ejiecn und he nie
Zum Geleit!
Das letzte Jahr unseres ersten Fünfjahrplanes ist fast zu Ende, und wir werden in den letzten Monaten alle Kräfte anspannen, um das große Ziel des Wohlstandes für uns alle zu verwirklichen. Unsere Stadt Wittenberge ist als Schwerpunkt der Industrie ganz besonders dazu berufen, unmittelbar an der Erfüllung unserer Pläne beteiligt zu sein. Industrie, Handel, Handwerk, Verkehr und Verwaltung sind in gemeinsamer Arbeit in den abgelaufenen fünf Jahren bemüht gewesen, die Voraussetzungen für die Erreichung des großen Zieles zu schaffen.
Aus dem alten Ackerbürgerstädtchen des Mittelalters ist eine Verkehrszentrale mit weiten Verbindungen geworden — aus der betriebsamen Handwerksstadt eine Metropole wichtiger Industrien. Die Lebensbedingungen haben sich verändert und die Menschen mit ihnen. Was früher in geruhsamer Arbeit sich vollzog, wird heute vom Tempo des Neuaufbaues einer Gesellschaftsordnung bestimmt, die allen Schichten unserer Bevölkerung das Leben reicher gestalten wird. Wir haben das Verbrechen des Hitlerkrieges auszulöschen, und unsere Aufgabe ist es, nicht nur die Spuren dieses Wahnsinns zu beseitigen, sondern auch dafür zu sorgen, daß sich die furchtbaren Schrecknisse der Bombennächte nicht wiederholen.
Unsere Heimatstadt hat der Furie des Krieges bitteren Tribut zollen müssen. Aber wir wissen sehr gut, wie nach dem Zusammenbruch des Faschismus auch in unserer Stadt der Lebensmut wieder die Oberhand gewann, wie die Trümmerberge der Bahnstraße verschwanden und wie sich in weitem Umkreis der Stadt neue Bauten erhoben, neue Stadtteile entstanden, so daß uns das Dasein wieder lebenswert wurde.
Nur, seien wir ehrlich: Haben wir nicht alle in unserem neuen Dasein, dessen Tage mit vielen Pflichten erfüllt sind, haben wir nicht alle diese schweren Dinge von „damals“ ein wenig vergessen? Die Werktätigen, die, mit Spitzhacke, Spaten und Hämmern ausgerüstet, auf den Trümmerstellen Hand anlegten, der mühsame Aufbau der Industrie, ist das alles nicht schon fast unserer Erinnerung entschwunden?
Es ist gut, wenn sich die Menschen von Zeit zu Zeit daran erinnern, was war, um zu erkennen, was ist, und Mut zu schöpfen für das, was werden
161