Heft 
(1955) 6
Seite
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GEORG KRAUSE

Erinnerungen

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Der Winter 1887/88 war ein besonders harter und andauernder, was sich natürlich auch auf den Wasserstand des Elbstromes fühlbar auswirkte. Vom Dezember bis zum März 1888 war der Eisgang bereits dreimal zum Stillstand gekommen. Als am 11. Februar oberhalb Wittenberge die Eis- massen in Bewegung gerieten, setzten sich dieselben bei Geesthacht bereits von neuem fest und bildeten eine 15 km lange bis zu 6 m starke Stopfung, die noch durch ergiebige Schneefälle, in der Folge durch große Massen Schlammeis verstärkt wurde. Ende Februar bildete sich bei Boizenburg eine weitere Festsetzung. Als sich dann die Eismassen im oberen Lauf zu Anfang März in Bewegung setzten, schoben sich diese mit der Stopfung zusammen, und gleichzeitig traten wieder heftige Schneestürme ein. Die infolge des eintretenden Tauwetters von oberhalb kommende Flutwelle ließ hier einen Pegelstand von etwa 5}4 Meter erwarten. Am 17. März berichtete hierüber der Deichinspektor mit Rücksicht auf die Eisverhält­nisse:An sidi wäre ein solches Hochwasser nicht bedenklich, doch wird die Lage zu einer ernsten, wenn, was nicht unmöglich, hier Eisstand ein- treten sollte. Da bei Lauenburg das Eis noch steht, kann es also bei an­haltendem Frostwetter bis oberhalb Dömitz Vordringen. Erfahrungsgemäß staut sich bei Lenzen das Eis bis zu 2 m, trifft also der Eisstand mit dem Hochwasser zusammen, so geht das Wasser über die Deiche.

Als zu Anfang März auch die Stepenitz bei Perleberg Hochwasser führte, mußten alle Schleusen geöffnet werden, und die Wassermassen brausten unaufhaltsam der Elbe zu. Es war nun Tauwetter eingetreten, und enorme Schneemassen vermehrten unausgesetzt das Hochwasser.

Seit dem 8. März gab es wieder Frostwetter, und die Befürchtungen des Deichinspektors erwiesen sich leider nur zu rasch als begründet. Am Nach­mittag des 19. März kam der Eisgang auf der Elbe bei Garz zum Stillstand, und am folgenden Tage setzte sich hier der Eisstand fort bis unterhalb Gorleben. Während das Wasser am hiesigen Pegel am 20. März auf 5,06 stieg, wurden die Deiche in der Lenzener Wische seit Eintritt des Eisstandes überlaufen und brachen in kurzer Folge an sechs Stellen. Der erste Bruch entstand dicht oberhalb des Kietzer Pfarrhauses am 20. März nachmittags, d er letzte bei Klein-Wootz am 21. März. Dabei wurden drei Wohnhäuser und einige Nebengebäude ganz zerstört, bei einem weiteren Wohnhaus der Giebel durch die Flut fortgerissen, und auch bei dem Deichbruch in Be-

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