Heft 
(1955) 6
Seite
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fauste packten zu, Arbeiter nahmen die bis dahin ungewohnte Verwaltungs­arbeit auf. Tagaus, tagein tönte aus den Ruinen der Klang der Putzhämmer freiwilliger Helfer aus allen Schichten der Bevölkerung, dröhnte dumpf der Boden unter den zusammenstürzenden Resten einstiger Wohnhäuser. An die Stelle der Trümmerberge traten sehr bald freigeräumte Flächen.

In den Betrieben, die in die Hände des Volkes übergingen, begann man nach einer teilweisen Demontage, die als Wiedergutmachung erfolgte, mit dem Neuaufbau. Langsam setzten sich die Räder wieder in Bewegung, oft schien es, als sollte das Werk nie gelingen, aber der angeblich unselbstän­dige Arbeiter unter Führung seiner Partei überwand alle Schwierigkeiten. Aus den Aufräumungsarbeiten wurden Aufbauarbeiten. Neubauernhäuser wurden am Rande der Stadt gebaut, Arbeiter schufen sich aus eigener Kraft Eigenheime, durch den Krieg zerstörte und beschädigte Wohnungen , wurden wieder hergerichtet und ausgebessert, Kinderspielplätze und Kin­dergärten wurden gebaut und aus Ruinen wurden Kaufhaus und Bibliothek. Unter welchen Entbehrungen wurden diese ersten Arbeiten ausgeführt. Betrachten Sie die Bilder genau. Sind Sie das nicht in abgerissener Klei­dung, Notschuhwerk an den Füßen und, was man auf dem Bild nicht sehen kann, mit hungerndem Magen, den Hammer in der Hand beim Abräumen der Trümmer? Schwierigkeiten türmen sich noch heute vielfach vor uns auf, aber wieviel besser ist das Leben schon geworden. Viel haben wir schon geschafft, noch mehr gilt es zu erreichen. Nehmen wir uns die besten unse­rer Vorfahren, die trotz Feuer, Krieg und Wasser immer wieder um den Bestand ihrer Stadt kämpften, zum Vorbild. Erinnern wir uns an unsere eigene Arbeit in den vergangenen Jahren. An allen Enden der Stadt wird heute wieder gebaut. Arbeiterwohnbaugenossenschaften errichten an der Kyritzer Straße und an der Ringstraße Wohnhäuser. Der Wohnblock am Rathaus geht seiner Vollendung entgegen. In der Bahnstraße entsteht ein neues Kaufhaus und auf dem Friedensplatz, einst Geschäftsviertel unserer Stadt, regen sich fleißige Hände. Nach heftigen Diskussionen und endlich abgeschlossenen Verhandlungen wurde der Bau eines Kulturhauses ge­nehmigt. Der häßliche Anblick des Gefängnisses mitten in der Stadt ver­schwand. Freiwilliger Einsatz der Wittenberger schuf damit die letzte Vor­aussetzung für den Beginn. Wir wollen alle helfen, daß recht bald der Vor­hang aufgehen kann für das erste Stück auf der Bühne dieses Hauses. Wir haben Trümmer beseitigt und Lücken im Bild unserer Stadt geschlossen. Jetzt müssen wir auch auf dem Gebiet unserer Heimatforschung Trümmer beseitigen und Lücken schließen. Vorliegende Streiflichter enthalten viele offene Stellen. Auch das ist nationales Aufbauwerk, diese zu schließen, unser Wissen über unsere Vorfahren, gerade der einfachen, schaffenden Menschen, zu erweitern, und unseren Nachkommen ein geschlossenes Bild unserer Vergangenheit und unseres heutigen Lebens zu übermitteln.

H. M.

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