der ehemaligen Molkerei, die zum Teil heute noch an die Folgen des verbrecherischen Krieges erinnert und den Rohlsdorfern eine ewige Mahnung sein wird, im Kampf um den Frieden nicht zu erlahmen. Beiderseits begleiten uns nun wieder Felder. Auf der rechten Seite zweigt der Bahnhofsweg ab. Etwa 1,5 km vom Dorf entfernt grüßt uns lichter Laubwald. Tn kurzer Entfernung nähert sich uns die Stepenitz in gewundenem Lauf. Aus dem Hintergrund grüßt das anmutig auf leichter Anhöhe gelegene Kreuzburg.
Wir zweigen nach links ab und gelangen auf die Holzbrücke, auf der besonders sonntags die Angler zahlreich vertreten sind. Die malerische Landschaft wie eben die begeisterten Angler haben diesem kleinen Ort auch den Namen eines Anglerparadieses eingetragen. Ein schöner Ausblick bietet sich von der Brücke aus nach beiden Seiten ins Stepenitztal. In Gedanken staunen wir darüber, daß im frühen Mittelalter auf dem heute so seichten Gewässer die kleinen Lastkähne (Schuten) bis nach Putlitz gelangten. Kurz hinter der Brücke treffen wir auf die ersten Häuser. Mitten auf diesem Wegstückchen soll — so behaupten jedenfalls die alten Kreuzburger — der Mittelpunkt der Erde liegen. In nächster Nähe, am zerfallenen Backofen, wollen sie nachts in vorgerückter Stimmung gar die Erdachse quietschen hören. Sinnend geht es nun weiter ins Dörfchen hinein. Ein kleines Halbrund von Häusern umgibt das Kirchlein mit dem schlichten Ho'zturm, der in geringer Entfernung vom Gotteshaus erbaut wurde. Gerade gegenüber erblicken wir das unter Denkmalsschutz stehende altfränkische Torhaus. Es scheint ein letzter Beweis dafür zu sein, daß in der Prignitz einstmals die fränkische Hofanlage verbreitet war.
Nachdem wir Kreuzburg hinter uns gelassen haben, streben wir in längerer Radfahrt dem sagenumwobenen Königsgrab von Seddin zu. Stumm verweilen wir auch hier und lassen unsere Sinne in die Vergangenheit streifen.- Die uralte Sage vom Hinzberge wird lebendig. Unser Blick fällt in das. Totengewölbe des germanischen Recken, der als König Hinz bei den Prig- nitzern zur Sagengestalt wurde. Wir sehen in Gedanken den dreifachen Sarg, die Beigaben aus goldglänzender Bronze und vor allem das Schwert aus Goldbronze, das neben der Graburne des Fürsten, an diese gelehnt lag, wie „um dem Toten Gelegenheit zu geben, seine Waffe jederzeit zu ergreifen.“ Voll Achtung und Ehrfurcht vor diesem uralten Denkmal schreiten wir gemächlich zurück.
Es geht mit dem Rade weiter nach Seddin hinein und, der Rechtskurve folgend, nach Wolfshagen. Hier ist das ehemalige Schloß zum Symbol einer neuen Zeit geworden. Wo früher eine Familie sich in ungezählten Räumen aufhielt, da pulst heute das neue Leben unserer Jugend. Wie in vielen Dörfern ist auch in Wolfshagan das Schloß grundlegend zur Zentralschule umgestaltet worden. An die Stelle der alten Gutswirtschaft ist die Genossenschaft freier Bauern (LPG) getreten. Vorüberbrausende Traktoren
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