dunkle Kammer wurde somit nach einigen tausend Jahren wieder von eines Menschen Fuß betreten. Die noch im Grab befindlichen restlichen Stücke und der bei der unsachgemäßen „Bergung“ zurückgebliebene Bruch wurden herausgereicht. Die ganze Grabanlage wurde durch die anwesenden Fachleute einer gründlichen Prüfung unterzogen und in allen ihren Einzelheiten genau aufgenommen.
Am Eingang des Grabes konnten zunächst Teile eines Mahltroges und zwei dazugehörige Reibesteine geborgen werden. Die Grabkammer selbst erwies sich als neuneckig, begrenzt durch große flächige, aufrecht stehende Findlingsblöcke. Die „Schlafstube“ des Toten war auf diesen Grundsteinen kunstvoll weiter aufgebaut und zog sich oben in einem sogenannten falschen Gewölbe aus geschickt gepackten Feldsteinen zusammen. Eine mächtige Deckplatte bildete den Abschluß. Die lichte Höhe der Kammer betrug 1,64 m, ihr unterer Durchmesser ungefähr 2,00 m. Die Wände waren nach Fertigstellung der Gruft mit einer Schicht sandigen Lehms bekleidet und dann, namentlich am oberen Rand, mit einer friesartigen Malerei in Rot und Weiß geziert worden. Diese Bänder, teils eckig, teils mäanderförmig aufgetragen, liefen in drei Parallelstreifen rings um die Kammer, waren aber nicht mehr restlos zu deuten, da der größte Teil der Wandbekleidung abgefallen war und zwischen den Altertümern auf dem Fußboden lag. Dieser selbst, aus Lehm gestampft, war glatt und fest wie eine Tenne.
In der Mitte der Grabkammer hatte die große Tonurne gestanden. Sie war, nun allerdings durch die grobe Behandlung mit der Schippe stark zerstört, mit einem Deckel geschlossen gewesen, der, wie die Urne am oberen Rande auch, mit vier Löchern versehen war. Durch diese Löcher verbanden vier leichtgekrümmte starke Tonnägel Urne und Deckel. Die große Tonurne, die eine Höhe von 46,5 cm hatte, war von ihrem Hersteller zur Verzierung mit sechs übereinanderiiegenden Hohlkehlen versehen worden, die, parallel laufend, die Schulter des Gefäßes umkränzten. Drei dieser 6,5 cm langen Tonnägel, die einen breiten Kopf trugen und nach Feststellung der Wissenschaft in der Vorgeschichte Europas einzig dastehen, waren bei der Entdeckung entwendet worden. Erst nach längerer Zeit brachte der „Finder“, der Vorgeschichtswissenschaft damit einen großen Dienst erweisend, sie reumütig zurück und bat um Verzeihung.
In der mächtigen Tonurne stand das kostbarste Stück der Grabanlage, ein 32,5 cm hohes Bronzegföß. In einer den Schönheitssinn erfreuenden Form hatte hier ein Meister seines Faches technisch wie ästhetisch etwas Vollendetes geschaffen. Aus edler Bronze hatte er sein Werk nicht einfach gegossen, sondern es in sauberster Handschmiedearbeit angefertigt. Die einzelnen Stücke wurden getrieben und dann, ebenfalls in Treibarbeit, von der Innenseite heraus mit einem das Ganze dann harmonisch umkränzenden Buckelzierat versehen. Die Stücke wurden sorgfältigst und symmetrisch vernietet, so daß auch die Nietköpfe dem Gefäß als Schmuck gereichten.
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