Heft 
(1956) 7
Seite
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In der Viskose ist die Zellulose vollkommen gelöst. Eventuelle schlecht oder ungelöste Teilchen werden mittels Filterpressen herausfiltriert. Vorhan­dene Luftbläschen werden durch Evakuieren entfernt, und nun kann aus der Viskose der Zellwollefaden gesponnen werden. Dies geschieht auf Spinnmaschinen, wobei Zahnradpumpen die Viskose in gleichbleibender Menge durch Düsen in ein Fällbad drücken. Das Fällbad besteht in der Hauptsache aus verdünnter Schwefelsäure, in der ein Salz, meistens ein Sulfat, gelöst ist.

Die Spinndüsen sind hutförmige Blechnäpfchen, die auf der Hutplatte 12003600 Löcher haben. Diese Löcher besitzen einen Durchmesser von 0,08 bis 0,1 mm. Es sind also winzige haarfeine Löcher, die auf einer Kreis-, fläche von ca. 3 mm Durchmesser eingebohrt sind. Als Material wird bei Zellwolle meistens Tantal, bei Kunstseide Goldplatin verwendet.

Im Fällbad erstarrt die Viskose sofort zu Fäden, die dann als Faserbündel abgezogen werden.

Bei dem Ausfällen werden die in der Viskose enthaltenen Salze unter Gasentwicklung zersetzt, das Zellulosexanthogenat in Hydratzellulose und Schwefelkohlenstoff gespalten. Der entstehende Faden besteht also wieder aus Zellulose und ist im ^Vasser nicht mehr löslich. Eine Spinnmaschine hat bis 200 Spinnstellen, d. h. 200 Düsen, und kann täglich bis zu 10 t fertige Zellwolle erzeugen.

Die abgezogenen Faserbündel werden in gleichlange Stücke zerschnitten und auf besonderen Maschinen nachbehandelt. Anschließend wird ge­trocknet. Die fertige Faser soll eine Endfeuchtigkeit von 11 Prozent ent­halten. Sie wird in Ballen verpackt und an die Textil-Weiterverarbeiter versandt. _

Andere Zellwollefabriken arbeiten nach anderen Verfahren, die wesent­lich mehr maschinellen und personellen Aufwand nötig machen, wobei die Zellulose z. B. erst mit Natronlauge behandelt wird zur sogenannten Alkali­zellulose. Ist eine Reifung der Alkalizellulose notwendig, wird dies in großen Bunkern, Trommeln oder Bandapparaturen bei gleichbleibender Temperatur und hoher Feuchtigkeit vorgenommen. Die Reifezeiten betra­gen 2460 Stunden.

Aus der Reifeanlage heraus wird dann die vorher beschriebene Viskose­herstellung vorgenommen.

Rein theoretisch gesehen ist also die Herstellung der Zellulose und der Zellwolle sehr einfach. In der Praxis sieht dies natürlich wesentlich kom­plizierter aus. Neben dem mechanischen Ablauf ist eben sehr viel Chemie im technologischen Prozeß enthalten, und dadurch können viele Fehler­quellen den Gesamtablauf hindern oder zum Scheitern bringen.

Die herausgefahrene Zellwolle muß ganz bestimmte physikalische Eigen­schaften besitzen, wenn sie zu brauchbaren Textilien weiterverarbeitet werden soll. Die Störungen kommen zum Teil durch ungleichmäßige Zellu-