manches Schiff von Dreßden aus bis Hamburg wohl in 8 Tagen seine Reise würde vollführen können, worzu es jetzt 4 Wochen gebraucht. (2) Daß eben dieser Ursachen, der hohen Zölle wegen, schon manche Waare wohlfeiler zu Land als zu Wasser von Hamburg nach Dreßden kan geschafft werden.“ Anfänglich hatte man versucht, die hohen Zölle durch den Bau größerer Schiffe und dementsprechend durch Vergrößerung der Fässer, Säcke und Packen zu umgehen oder zumindest unwirksam zu machen. Als Gegenschlag führten die Zollherren die Gewichtsverzollung ein, und nun wirkten die größeren Schiffe bei dem schlechten Zustand der Fahrrinne eher hinderlich. Der Ruf nach kleineren Schiffen wurde laut; mit einem Wort, die Elbeschiffahrt war in eine Sackgasse geraten. Besonders litten unter alldem die Schiffer und ihre Knechte. Immer lauter wurden ihre Klagen, besonders darüber, daß die von den Kaufleuten gezahlten Frachten kaum zum Bezahlen der Zölle ausreichten; der Schiffer sah sich also gezwungen, im Zoll zu betrügen oder Waren zu veruntreuen und damit selbst Handel zu treiben. Er übte seinerseits wieder einen Druck auf die Knechte aus, den diese, durch die unmenschlich schwere Arbeit roh und brutal gewordenen, mit Überfall und Plünderung der Kähne beantworteten. Eine Reihe von Konferenzen der am Elbhandel beteiligten Landesherren und freien Städte bringt durch das Unverständnis der Beteiligten keine Besserungen. Eine unrühmliche Rolle spielten dabei besonders Sachsen-Lauenburg und Mecklenburg-Schwerin. Schmoller schreibt: „Die mecklenburgische Zollverwaltung in Dömitz erscheint Jahrzehnte lang nicht viel anders als eine unter dem Deckmantel des Rechts fungierende Räuberbande. die ihren Schamlosigkeiten dadurch die Krone aufsetzte, daß sie den Schiffer zuletzt mit äußerster Brutalität zwang, einen Schein zu unterschreiben, daß er gut behandelt worden sei.“
Einen Fortschritt bedeutet die Aufhebung der Binnenzölle durch Preußen 1818. Dadurch rückt gleichzeitig Wittenberge in den Mittelpunkt zollpolitischen Geschehens. 1819 wurde das Hauptzollamt nach Wittenberge — neben Mühlberg die einzige Elbzollstätte Preußens — verlegt und in die Stadt zogen 80 preußische, mecklenburgische, hannoversche und dänische (für Lauenburg) Zollbeamte ein. Im Wittenberge zog mit ihnen ein reger Verkehr ein. Bis zu 150 Schiffe mußten oft an einem Tage abgefertigt werden. Ein Jahr später legte vor Wittenberge das erste Dampfschiff an. Es sollte zwar noch bis 1857 dauern, ehe der erste Schleppzug an der Stadt vorbeizog, aber schon jetzt spürte man überall einen fortschrittlichen Zug. Man wandte der Pflege der Fahrrinne und der Deiche größere Aufmerksamkeit zu und um die Mitte des Jahrhunderts übernahm der Staat den Hafen von Wittenberge und ließ ihn ausbaggern. Die letzten Schlacken des Zollunwesens wurden endgültig allerdings — besonders durch den Widerstand Mecklenburgs und Anhalts — erst durch die Bundesgesetzgebung vom 11. Juni 1870 beseitigt.