Schienbein und Waden quetschte. Um den Schmerz zu erhöhen, klopfte man mit dem Hammer auf die Schrauben. Aber noch steigerte sich die Tortur. Die Hände wurden auf dem Rücken gebunden. Bald schwebte die Inquisitin in freier Luft, bald an einer aufgerichteten und mit spitzen Höckern versehenen Leiter (Gespickter Hase). Stundenlang blieb die Gequälte so hängen, oft noch mit Gewichten an den Füßen beschwert. Fiel sie in Ohnmacht,-so hielt man es für den Beistand des Teufels und kam mit brennendem Schwefel zu Hilfe oder mit Licht, welches man unter Arme und Fußsohlen hielt. Das genügte, um jedwede Aussage zu erzwingen. Auch jedem Hexenrichter würde es so ergangen sein. Spee sagt darüber. „Behandelt die Kirchenobern, mich selbst ebenso wie jene Unglücklichen, werft uns auf dieselben Foltern — und ihr werdet uns alle als Zauberer erfinden.“ Auf die Prozeßführung selbst konnte keiner Einfluß nehmen: „Man hatte sich das Wort gegeben, denjenigen zu erschlagen.“
So nahm der Prozeß seinen Verlauf und endete mit dem Urteil: „Demnach sprechen wir vor Recht: Hat Inquisitin gestanden und bekennet, so wird sie mit dem Feuer vom Leben zum Tode gbracht. Von Rechtswegen.“ Der Amtsschösser publizierte das Urteil. Der Scharfrichter fuhr die Angeklagte auf einem zweirädrigen Karren zur Richtstätte, dem Galgenberg. Der Stab wurde über ihr zerbrochen und sie mit dem Feuer vom Leben zum Tode gebracht.
Aber, wie unsinnig sind die Gründe, die zu Folter und Feuertod führten: „weil sie durch ein Wachmännlein dem Herzog nach dem Leben getrachtet“ — Schwerin 1336
„wegen Vergiftung und verdorbener Bierbräu“ — 1509/1565 Perleberg „weil sie an einer Feldscheide 3 Steine im Namen aller Teufel genommen“ — Königsberg 1552
„weil sie sich oft in eine Stute verwandelt und mit dem Teufel fleischlichen Umgang gehabt habe“ — 18jähriges Mädchen 1553 „weil sie Mädchen behext habe“ — 1564
„weil sie 9 Tage lang vor Sonnenaufgang einen neuen Napf mit Bier und Brot in einen Fliederstrauch hinter der Schinderei gesetzt und die Worte gesprochen: „Guten Morgen, Fliederstrauch, du viel Gute. Ich bringe dir Bier und Brot, du sollst mir helfen aus aller Not, und so du mir helfen wirst, so werde ich morgen wieder bei dir sein.“ — Beskow 1583
„weil sie eine Sonnenfinsternis verursacht habe“ — 1653
„weil sie ein Feuermännlein im Keller habe“ — 1661
„weil sie Säue behext, giftige Kröten geboren und ihrem Manne alte
Kuhatricke statt Wurst gegeben habe“ — Losenrade 1663
„weil sie einen Topf mit Wasser in Gottes Namen auf den Hof des
Bürgermeisters gegossen“ — Belitz 1704
Fortsetzung folg*
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