Heft 
(1956) 9
Seite
291
Einzelbild herunterladen

der Kirche und dem Häscher aufgeteilt wurde. Danach können wir uns den Verlauf des Prozesses ausmalen.

Er begann mit dem Ausfragen durch den Hexenrichter:Ob sie auch etliche Stücklein, sie seien so gering sie wollen, gelernt, als den Kühen die Milch zu nehmen, oder Raupen zu machen, auch Nebel und derselbigen gleichen? Ob sie Gott verleugnet und mit was Worten? Ob und in wessen Beisein sie mit dem Teufel verkehrt, mit was Ceremonien, an was Ort, zu was Zeiten, und mit oder ohne Charakter? Ob er Verschreibung von ihr habe? Ob dieselbe mit Blut, und was für Blut, oder mit Dinte geschrieben? Wann er ihr erschienen? Ob er allein Heirat oder Buhlschaft von ihr begehrt? Wie er sich genennet? Was für Kleider, wie auch seine Füße ausgesehen? Wieviel sie Männer getötet? Weiber, Kinder? Wieviel sie nur verletzt? Wieviel Vieh, wieviel Hagel, und was derselbe gewirkt? Ob sie auch und durch was Mittel verwandeln könne? Wielange es, daß sie ihre Hochzeit mit ihrem Buhlen gehalten? Wo sie bei nächtlicher Weil Zehrung gehalten, auf dem Felde, in Wäldern oder Kellern, auch wer jederzeit bei und mit gewesen? Wieviel sie junge Kinder geholfen essen? Wem sie selbige ge­nommen oder auf den Kirchhöfen ausgegraben? Wie sie selbige zugerichtet, gebraten oder gesotten? Wozu das Haupt, die Hände, die Füße gebraucht? Ob sie auch Schmalz von solchen Kindern genommen? Wozu sie das brauchen? Auch ob sie zur Machung von Wettern nicht Kinderschmalz haben müßten? Wieviel Kindbetterinnen sie umbringen helfen? Oder ob sie Kindbetterinnen auf den Kirchhöfen geholfen auszugraben? Und wozu sie es gebraucht? Wielange sie daran gesotten? Wieviel Wetter, Reifen, Nebel sie geholfen machen? Ob ihr Buhl auch zu ihr kommen? Ob sie aus dem Fette ermordeter, ungetaufter Kinder eine Salbe bereitet, um zum Blocksberg auffliegen zu können?

Führten diese Fragen des Hexenrichters nicht zum gewünschten Erfolg, so setzten dieProben ein:

1. Die Wasserprobe oder das Hexenbad. Die Angeklagte wurde an einem Seil in das Wasser gelassen. Sank sie unter, so war sie schuldig. Schwamm sie oben, so war es ein Werk des Teufels.

2. Die Waagenprobe: Die Bechuldigte mußte schwerer sein, als geschätzt worden war.

3. Die Nadelprobe: Eine Warze oder ein Körpermal wurde durch Nadel­stiche untersucht. Kam kein Blut oder zeigte sich keine Schmerz­äußerung, so war das Mal vom Teufel aufgedrückt.

4. Die Tränenprobe: Mangel an Tränen beim Foltern galt als Zeichen der Schuld.

Zuletzt kam das Schmerzliche, die Folter. Vor der Tortur wurde der Körper genau untersucht. Alle Haare wurden geschoren, um das Teufels- mal zu entdecken. Dann begann das Quetschen der Daumen mit dem Daumenstock. Es folgte der spanische Stiefel, der durch Beinschrauben

291