bemerkbar. Die durch Jahrzehnte verfolgte irrige Theorie, auf friedliche Weise den Sozialismus zu erreichen, hatte nun dazu geführt, daß die Arbeitermassen nicht systematisch auf den Kampf für die sozialistische Revolution vorbereitet worden waren. Als daher am 8./9. November 1918 die Stunde der Entscheidung heran war, erkannten die Führer der Sozialdemokratie nicht, wie sie die Macht zu sichern hatten. Sie ließen alle wichtigen Positionen in den Händen derer, die sie bisher innegehabt hatten, anstatt sich von denen zu trennen. Die Führung der SPD setzte sogar alle Mittel ein, um die Revolution niederzudrücken.
Dazu kam, daß die Arbeiterklasse in sich gespalten war. Die so begonnene Revolution mußte im Sande verlaufen. Es fehlte die einheitliche revolutionäre Arbeiterpartei.
Am 30. Dezember 1918 trat im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin der Gründungsparteitag der KPD zusammen. Insgesamt waren auf dem Parteitag 100 Teilnehmer anwesend, darunter 83 Delegierte aus 46 Orten aller Teile des Reiches. Der Parteitag wurde von Wilhelm Pieck geleitet. Wie die KPD im ganzen Lande Fuß zu fassen versuchte, wie sie sich bemühte, alle Orte zu erfassen und an die Menschen heranzukommen, soll in den folgenden Absätzen am Beispiel der Stadt Perleberg gezeigt werden: „Am Donnerstag, dem 15. Mai 1919, wurde erstmals eine Versammlung der Kommunisten im Perleberger Hagen durchgeführt! Einberufen wurde diese Versammlung von einem Melker aus Dallmin. Der Redner war von außerhalb. Der Besuch der Versammlung war schwach. Es sollen sich 45 Mitglieder für die KPD gemeldet haben.“
Erst ein knappes Jahr später kommt es zur Gründung einer Ortsgruppe der KPD in Perleberg. Die Vorarbeiten hierzu wurden von dem in Berlin wohnenden Genossen Hans Plettner geleitet. Dieser war während der Revolutionstage 1918 Soldat und Mitglied des Soldatenrates in Perleberg gewesen. Er hatte damals die Perleberger Verhältnisse kennengelernt und in den darauffolgenden Monaten die Verbindung mit den Arbeitern von Perleberg aufrechterhalten.
Die offizielle Gründung der Ortsgruppe erfolgte an einem Abend im Januar oder Februar 1920 (der Tag hat sich bisher noch nicht genau feststellen lassen) in einem Klassenzimmer im 1. Stock der heutigen’ Goethe-Oberschule (an der Buhne).
Zu diesem Anlaß war der Genosse Plettner nach Perleberg gekommen. An der Gründungsversammlung nahmen folgende Genossen teil: Otto Schult, Fritz Jeschonke, Karl Jeschonke, Karl Nieswandt, Otto Bowert, Karl Schümann, Karl Hahlweg, Wilhelm Hahlweg u. a.
Angeleitet wurde die neugegründete Ortsgruppe durch die Bezirksleitung in Berlin. Bezirksleiter war seinerzeit der Genosse Walter Ulbricht, Organisationsleiter im Bezirk der Genosse Kunze.
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