In Perleberg hatte schon seit dem Jahre 1914 ein Athletenklub bestanden. Der „Athletenklub 1914“ war nicht politisch ausgerichtet, d. h. irgendeiner Dachorganisation war er nicht angeschlossen. Die Mitglieder hatten sich aus ihrem proletarischen Empfinden heraus in diesem,Verein.zusammengeschlossen. Aus dem „Athletenklub 1914“ und dem bereits in den Jahren 1905/06 gegründeten Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität“ (nach dem ersten Weltkrieg Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund) entwickelte sich der Arbeitersport in Perleberg. Die Angehörigen des Athletenklubs 1914 waren mit der Gründung der Ortsgruppe der KPD meist auch Mitglieder der KPD.
In den ersten Jahren nach der Gründung — von 1920 bis 1922 — hielten die Genossen der Ortsgruppe Perleberg gut zusammen und arbeiteten aktiv. Damals arbeitete und lebte in den Mauern von Perleberg eine zum Teil stark revolutionäre Arbeiterschaft; denn bei den Firmen Staub und Theodor Heinrichs waren viele von außerhalb zugezogene Handwerker beschäftigt. Die Firma Staub, die zum Barmat-Konzern gehörte (einem groß angelegten Schwindelunternehmen), hatte eine Belegschaftsstärke von 250 Mann mit Heimarbeitern, die Firma Th. Heinrichs eine solche von 40 Mann. In diesen Firmen bestand — getragen vor allem durch die von auswärts gekommenen Facharbeiter — eine stark revolutionäre Strömung. Eine Zeitlang bestanden sogar 2'A rote Hundertschaften. Diese führte der Genosse Johannes Reimer. Der Treffpunkt dieser Organisation war der Stadtpark. Eine besondere Demonstration dieser roten Hundertschaften ist noch in Erinnerung: Am 18. Januar 1922 beging die Ortsgruppe der Deutschnationalen Volkspartei im Hotel „Deutscher Kaiser“ (heute Brinkers Hotel) den Tag der Reichsgründungsfeier. Als eine Gegendemonstration unternahmen die Hundertschaften einen Protestmarsch. Sie sammelten sich im Stadtpark, marschierten durch die Wittenberger Straße und die Bäckerstraße, vorbei am „Deutschen Kaiser“ bis hinein in den Hagen. Die Ortspolizei von Perleberg war mit der aus dem Kreise zusammengezogenen Gendarmerie vor dem Hotel „Deutscher Kaiser“ versammelt. Sie hatten sich in einem großen Halbrund in doppelter Postenkette bis zum Mühlengebäude heran vor das Gebäude gestellt.
Der Demonstrationszug löste sich im Hagen schnellstens auf, weil die in Alarmbereitschaft liegende Reichswehr bereits im Anmarsch war. Der Zusammenhalt innerhalb der Ortsgruppe der KPD dauerte nicht allzulange. Der Aufbau der Partei steckte ja noch in den Kinderschuhen und es fehlte eine theoretisch gut fundierte Leitung. Außerdem bekam die Parteileitung von den Saalbesitzern keinen Raum zum Abhalten der Versammlungen. Lediglich in den Schulen war es hin und wieder möglich, abends einen Klassenraum zu erhalten. Ein weiteres Übel innerhalb der Ortsgruppenleitung der KPD war die wachsende Uneinigkeit unter den Funktionären und Genossen.
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