Heft 
(1957) 12
Seite
354
Einzelbild herunterladen

K ucm pdftoreflaudavere

.-.

_ \L\aZZZ :n^ ~.. __

ffiür

ALBERT HOPPE,PERLEBERG

<£in alter ^eiJ)nadjt0braud} in iperleöerg

Das reiche Brauchtum unseres Volkes hat Familienfeiern, jahreszeitliche Ereignisse, Arbeitsvorgänge und viele - andere Gelegenheiten des Lebens umrankt, es hat aber ganz besonders die großen Feste des Jahres ge­schmückt. Von diesen hat das Weihnachtsfest seinen besonderen und reichhaltigsten Kranz an Sitten und Gebräuchen aufzuweisen. Zu den uralten, sinnvollen Handlungen des Lichtanzündens, des Baumschmückens, des Schenkens und anderer Gepflogenheiten in der Weihnachtszeit kommt hier und da auch noch der Brauch des sogenannten Quempas-Singens, eine Ueberlieferung, die sich vom Mittelalter her besonders im östlichen Teil unseres Vaterlandes lebendig erhalten hat. Einer der wenigen Orte, in denen dieser Brauch noch bis heute geübt wird, und der einzige in der Prignitz (in der Altmark lebt er noch in Sandau) ist Perleberg.

Der Quempas ist ein kirchlicher Wechselgesang in der Christnacht. Er ist gewissermaßen die nächtliche Geburtstagsfeier des in der Nacht im Stall zu Bethlehem geborenen Gründers der christlichen Religion. Den Namen gab ihm der Volksmund, indem er einfach den Anfang des lateinischen Hauptgesanges:Quem pastores laudavere . . . (Den die Hirten lobten sehre . . .) in den beiden ersten Silben zusammenzog: Quempas! Die Uebung des Quempas-Singens läßt sich bis ins 14. Jahrhundert nach- weisen. Das uralte lateinische Christmettenlied fand seine besondere Pflege in den Orten, an denen Lateinschulen waren. Die Schülerchöre waren auch bis in unsere Zeit im wesentlichen die Träger dieses Brauchs,

354