Heft 
(1957) 12
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nur daß bald zu dem lateinischen Text auch die deutsche Umdichtung kam. Heute sind es durchweg die Chöre der Konfirmanden, die den Wechselgesang unter sich und im Zusammenklang mit der Gemeinde führen.

In den nachweisbaren 600 Jahren seines Bestehens hat das Quempas- Brauchtum eine mannigfache Wandlung erfahren. Die Entwicklung hat darüber hinaus auch in den einzelnen Orten, in denen diese Christmette erhalten blieb, noch zu verschiedenen lokalen Abweichungen geführt. Fast überall war die Durchführung im Kern einst so, daß nach den Wochen der Vorbereitung im Einüben von Text und Melodie und in der Herstellung der bunten Quempashefte die erforderlichen vier Schüler-- chöre in der Christnacht mit dem GesangPuer natus in Bethlehem (Ein Kind geboren zu Bethlehem) in die Kirche zogen. Diese war weih­nachtlich geschmückt und erstrahlte im Lichterglanz. Auch die Sänger entzündeten die Kerzen, die sie trugen, und die einzelnen Chöre ver­teilten sich auf ihre Plätze. Sie sangen im Rahmen des nächtlichen Got­tesdienstes zeilenweis die vier Strophen des Quempas-Liedes einander zu und die Gemeinde antwortete jeweilig mit dem Resonet (Resonet in laudibus . . .), das ebenfalls vier Strophen hat.

Diese nächtliche Feier mit ihrem Drum und Dran war immer ein starkes Erleben, besonders auch für die Jugend. So finden wir u. a. einen Bericht aus dem Jahre 1610:

Wir armen Schüler waren wohl recht geplagte Märtyrer; dennoch aber hatten wir in unserem Kreutze auch allerhand Ergetzlichkeiten, die uns dann wieder aufmunterten und erfrischten. Denn kurz vor Weihnachten freuten wir uns auf das Quem pastores, wenn dasselbige beydes, in der Schulen mit Versuchen, als auch in der Kirchen in der Christnacht, würde gesungen werden. Und da waren die Quem pastores-Bücher unter der Zeit mit allerhand Farben gemahlet, zugerichtet und bereitet. Wenn der heilige Abend kam, waren wir bedacht auf die Christfackeln, von grün, roht, und anderen Farben Wachse gemacht.

In der wechselreichen, bunten Geschichte des Quempas-Brauches gab es höchst originelle Erscheinungen.Es kam eine große Menge Volkes zur Kirchen. Und da wurden den Jungfern Christfackeln in ihren Gestühlen fürgesteckt, von allerhand Farben, von denen die ihnen etwa günstig waren; Und ward vor eine große Ehre gehalten.

In der anschaulichen, urwüchsigen Art früherer Zeiten gab es bei der nächtlichen Beier oft sehr realistische Krippenspiele. Dabei kam es vor, daß der Geistliche bei der Schilderung der nächtlichen Geburt im Stall

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