Heft 
(1957) 12
Seite
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zu Bethlehem lautmalend die Stimmen der Tiere an der Krippe, des Ochsen und des Esels, nachahmte, und daß ihm dann die ganze Gemeinde mitMuh undIa erwiderte. Dazu bliesen die Hirten ihre Schalmeien, und das Volk gab mit allerlei Instrumenten ebenfalls seiner Freude Ausdruck. In dieses allgemeine Fröhlichsein sollte auch das Jubilieren der Vögel mithineinklingen, wohl um anzudeuten, wie das heute unser immergrüner Weihnachtsbaum tut, daß Winter und Nacht überwunden seien und daß Frühling und Leben triumphieren werden. So waren in der Orgel oft Pfeifen mit Vogelgesang eingebaut. Damit dem Organisten das Tremolo des Nachtigallenschlages recht gelinge; wurden einige Pfeifen vorher mit einer Flüssigkeit angefüllt. Meist war das Branntwein, denn Wasser konnte in der Christnacht leicht einfrieren. Aus dem Jahre 1872 finden wir eine Abrechnung, die an Branntwein und Lichte für die Christnacht den Betrag von 13 Silbergroschen und 9 Pfennigen ver­bucht hat.

Neben diesen harmlos-heiteren Seiten der Quempas-Feier gab es auch immer wieder Begleiterscheinungen, die über das Originelle hinausgingen, zum Mummenschanz wurden, Anstoß erregten und sich in grobe Aus­artungen wandelten. So lesen wir in einer Beschwerde die Forderung, daß dieser Frühgottesdienst vernünftig eingerichtet würde, und nicht, besonders auf Filialen, wo kein Prediger ist, lateinisch-deutsche Lieder als Puer natus und Quem pastores gesungen oder die Kinder als Engel verkleidet würden, welche Dinge zwar das Auge und die Ohren des ge­meinen Mannes ergötzen, das Verstand und das Herz aber dabei leer lassen. Oder aber es wird Klage geführt:An der Stelle der geistlichen Freude tritt der weltliche Spaß. Es drängt sich auf den Turm, wer dazu Lust hat. Der Gesang ist mehr ein Geschrei und Gebrülle, als ein an­dächtiger und erbaulicher Gesang. Eine andere Schilderung berichtet: Alle jungen Leute beiderlei Geschlechts schwärmen diese Nacht hin­durch auf den Kirchwegen oder in den Dörfern umher, üben allerlei leicht zu erratende Laster unter dem Vorwände, daß sie sich nur wecken, überlassen sich dem Trunk, drängen trunken in die Kirchen, verunreini­gen diese nach dem Trünke und schänden sie.

Die Folgen solcher Auswüchse sind Verbote. Der Herzog von Mecklen­burg verfügt 1682:So haben Wir, in Erwegung solcher Umstände, nach reiflicher Ueberlegung dahin geschlossen, daß solche repraesentatio scan- dalose (anstößige Darstellung) mit allen ärgerlichen Ceremonien in Un­seren Herzogthümern und Landen bei Unserer willkürlichen ernsten Strafe gänzlich abgethan und durchaus bey Adel und Unadel verboten

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