Heft 
(1957) 12
Seite
367
Einzelbild herunterladen

dem gepachteten Stück den eigentümlichen Hof gebaut. Bei dem Umbau wurde von der Stadt der Pachtvertrag gekündigt und das auf dem Pacht­lande gebauteHofhaus abgerissen. Vom Rathaus wurde nun ein Seiten­flügel gebaut, der sich an den alten Giebel der Apotheke anschließt, so daß der Markt auf dieser Seite zum mindesten nicht verloren, eher sogar gewonnen hat.

Bei den Ausschachtungsarbeiten wurden ein slawischer Kommandostab und Scherben slawischer Herkunft gefunden, ein Beweis, daß die Stadt­insel vor der deutschen Besiedlung durch Slawen besiedelt war.

Auf dem vor dem Rathaus befindlichen Marktplatz finden heute noch traditionsgemäß alljährlich die Volksfeste statt. Sie leiten sich wohl von der am 16. 8. 1170 erfolgten feierlichen Einweihung des Domes ab, die sich dann jedes Jahr an diesem Tage wiederholten. Aus diesem jahrhunderte­lang gewohnten Kirchweihfest, das damals auf dem heutigen Platz des Friedens stattfand und zu dem auch die umliegenden Gemeinden nach Havelberg kamen, ist dann später der im Herbst jeden Jahres stattfindende Heiratsmarkt hervorgegangen. Da sich aber der genannte Platz für diese Volksfeste im Laufe der Zeit zu klein erwies, wurden sie nach dem Markt­platz und der Lehmkuhle verlegt.

Im übrigen war die alte Marktplatzsiedlung mit den radialen Straßen ein Rundling abseits der Landstraße. Später wurde diese Landstraße (Ernst- Thälmann-Straße) Hauptstraße und ein neuer Markt, der Salzmarkt, von strenger Rechteckform nahe dem Havelstrom, wurde nun Handelsstätte und Umschlageplatz.

Das Herz des Handelsverkehrs aber war das Rathaus mit der Ratswaage. Von dem Leben und Wagenverkehr jener Zeit vermag man sich heute nur schwer eine Vorstellung zu machen.

Quellen-Nachweis

Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Berlin 1840.

Beckmann: Historische Beschreibung der Chur u. Mark Brandenburg pp. Berlin 1753. Zoellner: Chronik der Stadt Havelberg. Havelberg 1893/94.

Havelberg-Sandowsche Zeitung vom 3. März 1938. (Artikel über den Neubau des Havelberger Rathauses).

Schultz, Rektor: Akten der Bezirkspflegeschalt für kulturgeschichtliche Bodenalter­tümer in Havelberg. (Heimatmuseum).

Dr. Meinhold: ebenda.

Hoppe: Der Roland von Perleberg. Perleberg,Unsere Heimat, Heft 1, 1955.

367