befand sich ein großer Platz, auf dem wir schön spielen konnten. Das wurde natürlich auch getan. Die sowjetischen Soldaten schauten aus ihrem Lager zu. Als wir auf dem Wege zu unserer Unterkunft waren, kam der Vorschlag, die sowjetischen Soldaten zum Volleyballspiel einzuladen. Also zurück zu den Soldaten. Aber, wie wird das wohl werden? Mit unseren russischen Sprachkenntnissen war es leider schwach bestellt. Doch die Verständigung klappte. Man fühlte gleich ein gegenseitiges Verstehen, und eine Freundschaft sollte sich anbahnen, wie es vielleicht eine zweite nicht so schnell gibt. Strahlende Freude auf beiden Seiten. Die Zeichensprache, Vokabelbrocken, etwas Polnisch, ein bißchen Russisch und ein wenig Deutsch bildeten die allgemeinverständliche Sprache.
„Also, Towarischtsch, morgen wir spielen.“ Herzliche Händedrücke, auf Wiedersehen bis morgen. Nach Hause ging es. Aber Halt! Warum bis morgen warten? Heute abend sollte doch auf unserem Balkon ein Lampionfest starten. Wir hatten nur Mundharmonikaspieler, aber unter unseren sowjetischen Freunden spielte doch einer Ziehharmonika. Also nochmal zurück. Lachende Gesichter, herzliches Verstehen und die Einladung zum Lampionfest war perfekt.
Schön wurde der Balkon mit Lampions und wildem Hopfen geschmückt. Na, wenn das nicht schön werden sollte! Dazu der See als Spiegel, das war doch etwas. Die Spannung wdchs, alles wartete auf unsere „neuen“ Freunde. Endlich waren sie da. Sechs sowjetische Soldaten kamen zu uns, um mit uns gemeinsam einen Abend zu verbringen, an den wir wohl immer denken werden. Deutsche Volkslieder wurden gesungen. Schön war es, als unsere Mundharmonikaspieler, wenn auch erst nach vielem Zureden, ihre Lieder spielten. Schunkellieder und humorvolle Zutaten gaben die richtige Mischung für ein gegenseitiges Verstehen und ein Aufschließen der Herzen. Gemeinsam sangen wir russische Lieder, und wie leuchteten die Augen unserer sowjetischen Freunde, daß deutsche Kinder russische Heimatlieder sangen. Doch was empfanden wir wohl, als der Ziehharmonikaspieler mit seinen Liedern begann und manch schwermütige Weise des russischen Volkes durch die stille Nacht klang? —
Lieber Leser! Wenn Sie das nicht selbst erlebt haben, ist es schwer, es in Worten wiederzugeben. Denken Sie an die kurze Schilderung unseres Ferienhäuschen, und versuchen Sie nachzufühlen, was uns bewegte, welche andächtige Stille herrschte, als diese ergreifenden Lieder erklangen. Alles in uns schwang mit, und es entstand eine wahre Freundschaft. Eing Freundschaft mit Menschen, denen unser Volk ein großes Leid zugefügt hat. Dankbarkeit auf beiden Seiten und ein warmer Händedruck beschloß diesen schönen Abend. Jeder mit sich beschäftigt, stieg er in sein „Bett“ und schlief ein.
Ein neuer Tag! Neue Erlebnisse. Unsere Freunde hatten noch ein Volleyballnetz, wir organisierten zwei Pfähle, die Löcher waren von unseren
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