Heft 
(1957) 12
Seite
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glaube kaum. Vielleicht darf ich die Gelegenheit dazu benutzen, um das auszusprechen, was uns bewegte. Hoffentlich wird von unseren Stellen nicht ein gewisses Trägheitsprinzip angewandt, um das Wenn und Aber zu überlegen. Die Begeisterung würde alle Grenzen überschreiten, wenn wir von den entsprechenden Institutionen unserer DDR vollste Unter­stützung erhielten, um mit unseren sowjetischen Freunden Tage der Freude und des Glücks in ihrer Heimat zu verbringen. Auch unsere so­wjetischen Freunde malen sich diesen Urlaub schon aus. Hören Sie selbst die Worte eines sowjetischen Soldaten:

Liebe deutsche Freunde!

Stolpe, den 26. September 1957

Wir erhielten heute Euren Brief und freuen uns, daß es Euch bei uns in Stolpe gefallen hat und daß Ihr Euch dieses Tages gern erinnert.

Ihr schreibt, daß Ihr hofft, mit uns im Jahre 1958 bei uns in der Sowjet­union zusammenzukommen. Auch wir werden uns freuen, Euch wieder­zusehen, und werden uns bemühen, Eure Hoffnung zu verwirklichen. Alles, was von uns abhängt, werden wir tun, und wir hoffen, daß Ihr Euch im Jahre 1958 bei uns erholen werdet zusammen mit den sowjetischen Pionieren.

Ja, das wird wunderbar sein und eine schöne Erinnerung für das ganze Leben. Ich stelle mir schon jetzt vor, daß Ihr bei uns, in meiner Heimat, seid. Es ist ein schöner heißer Sommertag (bei uns ist der Som­mer heiß), wir sind am Ufer des Flusses Ob, es ist ein schöner Bade­strand, ein Birkenhain, die weißen Stämme, das Grün oben und unten, nur an einigen Stellen durch das Grün sieht man den blauen Himmel.

Auf Wiedersehen, wir wollen hoffen, daß wir im Jahr 1958 uns zusam­men erholen und baden werden im Ob und durch den Hain spazieren gehen werden, und der Hain wird bunt sein von blauen und roten Hals­tüchern.

Wa d i k

Die Gedanken und die Unterhaltung während der restlichen Stunden unseres Besuches kreuzten immer wieder um den Besuch in der Sowjet­union. Der Abschied' fiel uns wieder recht schwer. Doch ein Soldat hat ihn uns erleichtert. Er begleitete uns 5 km, um sich dann erst von uns zu verabschieden. 5 km ging er dann allein wieder zu seinen Kameraden zurück. Schwer ist diese geschlossene Freundschaft zu verstehen, wenn man sie selbst nicht erlebt hat. Schwer ist es auch darüber zu schreiben. Um es offen auszusprechen, es fehlen wohl die Worte, um diese Freundschaft, die zu einer wirklichen Herzenssache geworden ist, zu beschreiben. Es war unser schönstes Erlebnis mit sowjetischen Menschen, das wir nie vergessen werden.

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