Heft 
(1957) 7
Seite
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Schon 1100 war Mistue, der Sohn des am 6. Juni 1066 zu Lenzen missionie­renden und darum erschlagenen Obotritenhäuptlings Gottschalk, mit 200 Sachsen und 300 Wenden bis Putlitz vorgedrungen. Er hatte dort die sorglosen Feinde überfallen und war nach zwei Tagen, die er durch Wälder, Wasser und große Moore gezogen, mit reicher Beute heimgekehrt. 34 Jahre später, 1134, begann die militärische Eroberung des östlich der Elbe gelege­nen Landes. Dem Schwert der Ritter folgte das Kreuz der Kirche auf dem Fuße. Beide teilten sich die Machtbefugnisse über das eroberte Land. Die Kirche wurde von den Feudalherren reich mit Land beschenkt, so daß in ihren Schoß zurückkehrte, was ihr aus den bischöflichen Privilegien zu- stand. Ausdruck ihrer Macht wurden die Burgen und Kirchen, beide noch im Zeichen ihrer Wehrhaftigkeit und Abwehrbereitschaft. Holländer, Frie­sen, Flamen, Franken und Niedersachsen wurden in das Land gerufen und legten unter Leitung der Lokatoren deutsche Dorfsiedlungen an. Die Feld­marken wurden in einem einmaligen geschichtlichen Akt mit mathemati­scher Grenzziehung aufgeteilt. Die günstige Lage der Putlitzer Burg am Schnittpunkt sich kreuzender Handelsstraßen, die nun von einem deutschen Ritter eingenommen wurde, lockte schon früh Handwerker herbei, die sich aus dem Stande der Bauern aussonderten und sich im Schutze der Burg niederließen. So entstanden die Anfänge einer Marktsiedlung, deren Keim­zelle wir im Putlitzer Viehmarkt vor uns haben. Die des Landes verbliebe­nen Slawen blieben nur auf dem alten Kietz oder Kiebitzberg wohnen, der auch später außerhalb des städtischen Mauerringes blieb. Um den kleinen Markt gruppierten sich die strohgedeckten Fachwerke. Da die Bürger mehr Ackerbürger als Handwerker waren, schmückte ein großer Misthaufen die Vorplätze ihrer Häuser, und sie wurden erst 1808 imZuge der Städteordnung dazu aufgefordert, diese verschwinden zu lassen. Die Strohdachungen waren Anlaß zu dauernder Sorge um Stadtbrände. Mehr als 6 Male brannte Putlitz nieder (1404, 1490, 1638, 1684, 1691, 1752).

Die Ackerbürger verarmten völlig. Der Stadtgrundriß wurde geändert. Die Stadtgemeinde selbst war sehr klein. Sie zahlte 1700 insgesamt 600 Seelen, während Perleberg schon 1620 bereits 3500 Einwohner beherbergte. Erst 1947 erreichte Putlitz seine Höchstzahl von 3096 Einwohnern und sank bis 1950 auf 2932 Bürger zurück.

Fortsetzung folgt

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