WALTER BREDTHAUER, BERGE
1000 $utli$
Sooft ich durch die Straßen dieses Ackerbürgerstädtchens gehe, über Viehmarkt und Kiebitzberg, durch die Seitengäßchen und zur Burg hinauf, sooft ich in das Gesicht der werkenden Bürger dieser Stadt sehe, steigen vor mir die versunkenen Zeiten auf und wollen sich mit der Gegenwart verknüpfen. Es gehört schon ein geübtes Auge dazu, die Schriftzüge des alten Stadtbildes herauszulesen, Markt- und Kirchplatz, Mauerring, Stadttore und Burganlage und die geschichtlichen Zusammenhänge aufzudecken. Aber, es ist etwas Lohnendes und wohl zu keinem anderen Zeitpunkt angebrachter als zum Fest des 1000jährigen Bestehens dieser Stadt Putlitz.
Der Schnittpunkt zweier uralter Handelswege von Perleberg nach Meyenburg und von Pritzwalk nach Parchim ließ schon zu slawischer Zeit hier ein Wegekastell entstehen, welches die Furt über die Stepenitz deckte. Die geschützte Lage des künstlich aufgeschütteten Burgwalles, durch den Sumpf der Stepenitz, durch Palisaden und Gräben geschützt, berechtigte dazu, wichtiger Vogteimittelpunkt dieses einst slawischen Verwaltungsdistriktes zu sein. Mit dem 4. September 929, dem Siege der Grafen Bernhard und Thietmar über die Redarier bei Lenzen erwuchs aus dem einstigen Tauschverkehr mit den Slawen das Ziel militärischer Eroberung und tributpflichtiger Unterjochung, ohne zunächst sich mit dem Ziel der Eindeutschung zu verbinden. Das Regiment des als Markgrafen eingesetzten Gero (gest. 965) war ein grausames und wurde die Ursache des großen Slawenaufstandes von 983, der auf 157 Jahre die Slawen von deutscher Vorherrschaft freimachte.
Während dieser unruhigen Zeitläufe wurde nach den Prinzipien des mittelalterlichen Lehnstaates am 9. Mai 946 das Land bis zur Peene bei Anklam von Kaiser Otto I. dem Bistum Havelberg als Lehen zugesprochen. Aus dieser Havelberger Stiftungsurkunde erfahren wir zum ersten Male den Namen Putlitz:
„in provincia Desseri Wizoka . . . Pochlustin cum omni burgwardo“ (In dem Gau Desseri Wittstock . . . Putlitz mit ganzem Burgward)
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