Heft 
(1957) 7
Seite
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WILLY GÄDKE, PERLEBERG

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Der Perleberger Gedenktag

Noch sind in aller Erinnerung die schweren Jahre der beiden letzten Welt­kriege; ihre Wunden sind noch nicht geheilt. Da treten von neuem düstere Wolken am Schicksalshimmel Europas, ja vielleicht der ganzen Welt auf. Eine Gefahr, wie sie die Welt noch nicht gekannt hat, bedroht unheimlich die Existenz alles Lebenden auf dieser Erde. In letzter Stunde erhoben nun 18 führende deutsche Atomgelehrte und jetzt auch der weltbekannte Arzt Dr. Albert Schweitzer ihre warnende Stimme und rüttelten an das Gewissen der Menschheit.

Bei diesem Gedenken an die furchtbaren Jahre der Weltkriege und dem Erschaudern bei dem Gedanken an einen Atomkrieg sei einmal ein Rück­blick gestattet auf schwere Zeiten der Vergangenheit, wie sie einst vor mehr als 300 Jahren unsere Heimatstadt Perleberg erlebt hat.

Es war mitten im 30jährigen Krieg (16181648) im Jahre 1638. Da wurde die Stadt durch Kriegseinwirkungen an den Rand des Abgrundes gebracht. Ursprünglich war der Krieg als Existenzkampf zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche entbrannt. Doch längst war er zu einem politischen Machtkampf geworden. Als am 6. November 1632 der schwe­dische König Gustav Adolf, der Führer der Protestanten, bei Lützen ge­fallen und Wallenstein, der Führer der kaiserlichen Truppen, am 25. Fe­bruar 1634 in Eger ermordet worden war, da fehlten die großen Feld­herren. Es gab nun keine entscheidenden Schlachten mehr, aber noch länger als ein Jahrzehnt zogen die gegnerischen Heere und Heerhaufen in deutschen Landen umher. Sie raubten und plünderten; die Bewohner muß­ten eben die Soldaten ernähren. Alle Zucht und Ordnung waren dahin. Zwei schwedische Heere durchzogen Deutschland. Das erste stand unter dem Herzog von Weimar, das andere unter General Bauer. Des letzteren Heer war es nun, das besonders unsere Prignitz brandschatzte. Der schwache Brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm (161910) hatte an­fänglich treu zu den Schweden gehalten; er hatte dann aber 1635 mit dem katholischen Kaiser Frieden geschlossen. Kaiserliche und brandenburgische

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