Heft 
(1957) 8
Seite
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worfen sein. Die Sieversdorfer Amtsuntertanen 24 Bauern und 6 Kossä­ten beanspruchte die Gestütsverwaltung für sich und ersuchte um freie Verfügung. Sie waren zur Heugewinnung, zu Gespann- und Handarbeiten unentbehrlich. Jeder Bauer hatte 46 Spann- und 122 Handtagsdienste zu leisten.

Natürlich wurde von den königlichen Bauern nicht einer nach seiner Mei­nung über diese Maßnahmen gefragt. Sie sträubten sich deshalb und setzten sich zur Wehr. Leibeigene Untertanen wollten sie niemals wieder werden, zumal sie nach dem Dreißigjährigen Kriege keine Hofdienste zu leisten brauchten, wie es in der Urkunde vom 20. Februar 1702 festgelegt war. Aber was half es, die Gestütsbauten konnte man wegen einiger unzufrie­dener Bauern nicht in Frage stellen. Die Pächter wie auch die neue Gestüts­verwaltung erhoben diese Forderungen, und deshalb mußten sie erfüllt werden. Um nun diewiderspenstigen Männer und Frauen zum Gehorsam zu zwingen und sie gefügig zu machen, kamen die schärfsten drakonischen Maßnahmen zur Anwendung. Und derjenige, der sich hierbei in seinem tyrannischen und launenhaften Gebaren besonders hervortat, war der Kriegs- und Domänenrat oder Amtsrat Clausius.

In die Neustädter Amtszeit des Kriegs- und Domänenrats Clausius fiel auch die Besiedelung des entwässerten Rhinluchs und Dossebruchs; gehörte doch fast das gesamte Gebiet, zumindest soweit es die Dreetzer und Sievers­dorfer Feldmarken betraf, zur Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Amts Ijjgustadt. Clausius zeigte sich hierbei äußerst rührig und gewann dadurch die Gunst und das Vertrauen des Ministers von Derschau, der das gesamte Siedlungswerk leitete. Als Anerkennung schenkte ihm der Minister von dem gewonnenen Neuland eine Fläche von 75 Morgen, worauf eine Muster­wirtschaft angelegt werden sollte, um den anderen Kolonistenmit gutem Exempel voranzugehen. Wohl wurde Clausiushof am Dosseufer und un­mittelbar an der Straße nach Rhinow erbaut und eingerichtet, aber zu einem Musterbetrieb ist es wohl niemals gekommen. Die Bückwitzer muß­ten zu diesem wie auch zum Bau der neuen Kirche in Friedrichsdorf (jetzt Groß-Derschau) manche Gespannfuhre leisten. Zwar sagte man dem Clau­sius nach, daß er den Bau jener Kirche eigenverantwortlich gehabt und die requirierten Fuhren für sich ausgebeutet hätte, doch zu einer Anzeige er­klärte sich niemand bereit, alle fürchteten ihn. Auch zu anderen Leistungen hatte Clausius die Gemeinde Bückwitz laufend beansprucht und seine Ab­sicht, den Hof dienst wieder einzuführen, ganz offen durchblicken lassen. Mit den neu angesiedelten Kolonisten wurde nicht besser verfahren. Mehr­mals brachten sie den Anordnungen des Clausius passiven Widerstand entgegen. Doch alle Auflehnungen wurden schärfstens unterdrückt; wo kein freier Wille bestand, erfolgte Zwang.

Im Sommer 1779 wollte nun König Friedrich II. das fast vollendete Sied­lungswerk im Rhinluch und Dossebruch besichtigen. Zu diesem Zweck