HELMUTH VATHKE, BRANDENBURG/HAVEL
In der Heimat zu Besuch
Wir begleiten den Brandenburger Postcbor
auf seiner heimatkundlichen Besichtigungsfahrt in die Westprignitz
Am Sonntag, dem 30. Juni 1957, war es endlich soweit. Lange hatten wir uns auf die diesjährige Omnibusfahrt des Postchores gefreut. Die Chorleitung hatte als Ziel die Westprignitz, dort Havelberg, Perleberg und das Königsgrab von Seddin- ausgewählt. Das Ziel war allgemein nicht bekannt. Die Chorleitung hatte ein Preisraten angesetzt, also eine Fahrt ins Blaue. Bestimmt können auch Sie die Spannung verstehen. Die Raterei war deshalb besonders groß, weil wir in den Vorjahren schon die üblichen Ausflugsziele wie Spreewald, Harz, Wörlitzer Park, Leipzig, Kyffhäuser usw. gehabt hatten. Bestimmte Vermutungen kursierten unter den Chormitgliedern, daß es in die Heimat des Chorleiters gehen könnte. Diese Meinungen waren wohl richtig, niemand aber wußte etwas Genaues.
Sie, lieber Frignitzer Leser, werden vielleicht der leider allzu verbreiteten Ansicht sein: Wie kann man nur hierher fahren? Was gibt’s denn bei uns schon zu sehen? Hier ist doch nichts los! Solche Ansichten sind bedauerlicherweise vornehmlich unter den jüngeren Heimatfreunden nicht selten, die nur das Gute in der Ferne suchen, das Schöne in der Nähe aber nicht würdigen, gar schmähen, aber meistens noch nicht einmal kennen. Das ist sehr schade.
Sehen Sie, lieber Leser, wir machen uns die Mühe und kommen von weither und suchen die Kleinodien des Märkerlandes auf und freuen uns, zu lernen und zu wissen, mit Augen und Gehör alles das aufzunehmen, was uns geboten wird. Möge diese Schilderung ein Fingerzeig für unsere Prig- nitzer sein, mehr denn je ihre heimatgeschichtlichen Stätten zu pflegen, zu erhalten und zu würdigen!
Schon eine halbe Stunde vor vereinbarter Abfahrtzeit ist der große Omnibus des Theaters der Stadt Brandenburg/Havel vor dem Hauptpostamt
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